Diakonische Basisgemeinschaft in Hamburg
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Leben in Gemeinschaft
Familiengeschichten

Nicht nur die Sonne strahlte - frohe Gesichter nach einem schönen Gemeinschaftswochenende bei der Kommunität Imshausen.

Unser Cartoonist Mike Horner besuchte uns kürzlich und gab amüsante Vorstellungen im Hamburger Puppentheater.

von Birke Kleinwächter/Dezember 2015

Wer kennt sie nicht bzw. hat sie nicht sogar? Die Krippe – ganz verschieden gestaltet und mit selbst bestimmbaren Mengen an Personen, Tieren und Dingen ausgestattet. Aber eines macht jede Krippe aus, ist Grundbestandteil: die Heilige Familie.

Ich freue mich, dass wenigstens diese Familie als heilig erachtet wird; denn es war schon damals sehr fortschrittlich von Gott, Jesus einen nicht biologischen Vater an die Seite zu stellen. Und obwohl noch nicht einmal die Heilige Familie eine „echte“ Familie war, halten Staat und Kirche bis heute an diesem Modell fest.

Wenn man trotzdem anders lebt – alleine mit Kind/ern, mit neuem Partner, neuen Kindern, mit einem Menschen desselben Geschlechts –, so ist das in Deutschland möglich. Schwieriger wird es, wenn man keinen deutschen Pass hat, die Familie in der Not auseinander gerissen wird, die Eltern nie verheiratet waren, und man trotzdem seine je eigene Familie bei sich haben will.

Wir haben bei Brot & Rosen ganz verschiedene Familiengeschichten, die mir jetzt mit der Heiligen Familie im Hinterkopf einfallen.

Am schwierigsten hat es eine serbische Familie, deren Vater immer dann bei uns wohnt, wenn er nicht bei Frau und Tochter ist. Sie waren schon verheiratet, als sie nach Deutschland flohen. Aber! Die Heiratsurkunde war auf Kyrillisch, also leider „unleserlich“, und die Ehepartner hatten verschiedene Namen. So mussten Mutter und Tochter nach Nordrhein-Westfalen und der Vater nach Hamburg. Die Sachbearbeiterin in Hamburg sagte unserem Mitbewohner: Wenn du sowieso woanders auf deine Familie warten musst und sie nicht siehst, dann kannst du das auch in Serbien tun.

Seit einem Jahr lebt Ameen aus Syrien bei uns. Obwohl sein Aufenthaltsrecht gesichert ist, blieb er unruhig; denn seine Mutter und seine Schwester saßen auf gepackten Koffern in Libyen. Verabredet wurde ein Treffpunkt in Griechenland. Dort fanden sie sich tatsächlich und machten sich gemeinsam auf den (Rück-) Weg nach Deutschland. Seit September leben die beiden Frauen bei uns und konnten sich nun endlich im November offiziell melden. Bisher hatten sie sechs Wochen lang nur einen Terminzettel. Leider sollen sich Mutter und Tochter nun in einer anderen Stadt für ihr Asylverfahren melden. Das ist für die Familie, die einander sehr braucht, gerade kaum zu verkraften. Nach Jahren der Trennung und der schweren Flucht war alle Hoffnung, alles Sehnen ausgerichtet auf eine eigene Wohnung in Hamburg.

Dann ist da noch der ghanaische Mitbewohner, den wir kaum sehen, weil sein Ausbeuterjob außerhalb Hamburgs ihn von früh bis spät aus dem Haus treibt. Seiner Frau und ihm war ein besseres Leben in Deutschland versprochen worden. Sie zahlten viel Geld, um hierher zu kommen. Er ist jetzt hier. Ihre Ausreise aber hat bis heute – trotz Nachzahlungen – nicht stattgefunden. Mit ihm hoffen wir, dass sie bald nachreisen darf. Aber wie hoch verschuldet werden sie ihr neues Leben beginnen? Oder ist es klüger, wenn er zurückkehrt?

Auch unsere kleine honduranische Mutter-Tochter-Familie, die sicher besser integriert ist als so manche deutsche Familie, wartet auf das Recht, bleiben zu dürfen. Honduras ist laut unabhängiger Organisationen eines der gefährlichsten Länder der Welt überhaupt. Aber Deutschland pflegt wirtschaftliche Beziehungen zu Honduras. So kam eine regierungsnahe Kommission zu dem Ergebnis, dass Honduras sicher genug sei. Wie oft wird die Mutter bedauern, nicht aus Syrien oder Eritrea zu sein?

Anfang November ist das jüngste Familienmitglied Noah in der (evangelischen) Thomaskirche (katholisch) getauft worden. Er ist einerseits Kind in einer Kleinfamilie mit Großeltern etc. und gleichzeitig Kind der großen Brot & Rosen-Familie – so wie alle unsere Kinder und Jugendlichen.

Ein „Familienmitglied“ hat uns nach vier Jahren verlassen! Lange konnten wir uns bei Brot & Rosen ein Leben ohne Hilal nicht vorstellen. Aber es lagen so viele Monate zwischen ihrer Verlobung und der fast zeitgleichen Bewilligung ihres Aufenthaltes in Deutschland und der Hochzeit und schließlich dem Auszug, so dass wir Zeit hatten, uns daran zu gewöhnen. Außerdem hat sie einen wirklich sympathischen Ehemann, mit dem wir ihr alles Glück auf Erden wünschen. Nun wird es die beste Pizza der Welt, die sie zu backen vermag, in ihrem neuen Zuhause geben. Nicht nachvollziehbar war, warum es so lange dauerte, bis zwei verschiedene Ausländerbehörden in zwei verschiedenen Bundesländern den beiden Verheirateten das Zusammenleben erlaubten. Als Ehemann musste er auch eine feste Arbeit, mit der er seine Frau versorgen kann, nachweisen.

So gehen Leute, aber es kommen auch andere dazu wie z.B. unsere neue US-Freiwillige Estella. Mutig hat sie sich auf den Weg hierher gemacht und lernt uns und Deutschland sowie die deutsche Sprache (fast) ganz neu kennen.

Anne und Manuel Beyer mit ihrem kleinen Noah werden Brot & Rosen nach über drei Jahren ebenfalls wieder verlassen. In der Kirche scheint eine Art Residenzpflicht zu herrschen für TheologInnen. Man findet nur in der eigenen Landeskirche bzw. in der eigenen Diözese Arbeit. Für Manuel ist das Freiburg, wo die beiden herkommen, ihre Familien haben und sich auch von Landschaft und Klima her wohlfühlen. Noch eine Weile sind sie bei uns, worüber wir froh sind.

Wir freuen uns daher sehr auf Menschen, die sich ein Mitleben und -arbeiten auf längere Zeit vorstellen können. Wenn Euer oder Ihr Interesse geweckt ist, dann freuen wir uns über einen Anruf oder einen Brief.

Und der Umbau?

Verändert hat sich auch unser Haus, wir haben oft davon berichtet. Viele, viele haben uns finanziell unterstützt bei diesem Großprojekt des Umbaus. Aber noch nicht so viele haben das neue Haus erlebt. Fühlt Euch also weiterhin eingeladen zu unseren Veranstaltungen (s. S. 8).

Die Verhandlungen über die zukünftige Miete haben leider noch nicht stattgefunden, so dass wir aktuell versuchen, Geld für eine Mietnachzahlung in uns unbekannter Höhe zurückzuhalten. Ich habe unserer Hausgemeinschaft einmal vorgerechnet, was wir allein an Nebenkosten mehr zahlen werden – bei über 20 Menschen eine deutlich wahrnehmbare Summe! Wir freuen uns auf jeden Fall weiter sehr über Eure und Ihre Unterstützung!

Diese Unterstützung haben wir im zurückliegenden Jahr in so reicher Weise erfahren. Das erfüllt uns mit Dankbarkeit. 2016 wird Brot & Rosen 20 Jahre alt und wir feiern am Samstag, 25. Juni, unser Jubiläumsfest. Es fühlt sich immer noch richtig an, was wir tun. Und wir sehen uns gestärkt und getragen – danke an alle, die uns in Wort und Tat begleiten und unterstützen!

Hinweis an alle SpenderInnen: Wir verschicken die jährlichen Spendenbescheinigungen (ab 50 €) Ende Januar / Anfang Februar – allerdings nur, wenn uns die Adresse vorliegt.



Mittragen

Unsere Gastfreundschaft für obdachlose Flücht­linge wird erst mög­lich durch Spenden und ehren­amtliche Mitarbeit
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Mitfeiern

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Mitleben

Immer wieder fragen uns interessierte Menschen, ob und wann sie uns be­suchen kommen können. Wir freuen uns sehr über dieses Inter­esse.
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