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Die innere Freiheit
von Holger Isabelle Jänicke / August 2022 In Hamburg hat Holger Isabelle Jänicke 30 Tage im Gefängnis gesessen, weil er:sie im April 2019 für eine Stunde die Übungsflüge des Luftwaffengeschwaders in Büchel unterbrochen hatte, so dass für eine Stunde symbolisch auch die Bedrohung anderer Menschen durch in Deutschland stationierte Atomwaffen unterbrochen war. Wir drucken Holger Isabelles Brief zu Beginn der Haftstrafe in Auszügen ab. Liebe Freundinnen und Freunde, Von welcher Freiheit wollen wir sprechen? Ich hatte mir im April 2019 die Frei-heit genommen, in das Gelände des 33. Luftwaffengeschwaders der Bundeswehr in Büchel einzudringen. Dort werden 20 Atombomben bereitgehalten und ihr Abwurf täglich trainiert. Jede Übung sendet das Signal an die Menschen vor allem in Russland: Wenn Eure Führung nicht brav ist, zerstören, verbrennen, vergiften und verdampfen wir Euch in Euren Städten. Als ob die Menschen in Russland nicht genug unter dem Regime zu leiden hätten. Und sie haben nicht die Freiheit, sich zu organisieren und die gesellschaftlichen Verhältnisse zu ändern. Sie bekamen in den letzten Jahren dafür auch keine wirkungsvolle Unterstützung. Das hätte die Geschäftsbeziehung mit den Oligarchen und der politischen Führung gefährdet. Aber ist dieser Blick noch aktuell? Die russische Regierung führt Krieg gegen die Ukraine. NATO, EU und die Bundesregierung stellen sich eindeutig auf die Seite der Ukraine – und die Atomwaffen bleiben in ihren Bunkern? Manche behaupten gar, die aktuelle Situation zeige, dass die atomare Abschreckung funktioniere und wie notwendig sie sei. Richtig ist aber doch, dass die Behauptung, die atomare Abschreckung sichere den Frieden, völlig falsch ist. Diesbezüglich hat die Politik der Abschreckung versagt – und das nicht erst seit dem Ukraine-Krieg. Nach wie vor ist die Politik der Abschreckung (und insbesondere der atomaren Abschreckung) brandgefährlich und höchst unfriedlich. Was macht das mit einer Gesellschaft, in denen ein erheblicher Teil der Menschen zu staatlich bezahlten Massenmördern ausgebildet wird? Was macht das mit einer Gesellschaft, die ständig unter dem Damoklesschwert der atomaren Vernichtung existieren muss? Wie könnt Ihr mich sonst unterstützen? Ich meine, es braucht hier dringend die Freiheit des selbstständigen Denkens und Handelns, gerade auch dann, wenn uns selber diese Freiheit Opfer abverlangt, wenn sie uns ins Gefängnis führt, weil die Gesellschaft gefangen ist in Sachzwängen. Diese Sachzwänge, das müssen wir uns dabei auch vergegenwärtigen, sind keine naturgesetzlichen Sachzwänge. Sie sind entstanden, indem einzelne, meist ökonomische Partikularinteressen es geschafft haben, sich über das Interesse eines guten Lebens für Alle zu stellen. Aber wir haben uns dem zum Teil auch selber unterworfen, weil es bequemer ist, mit dem Mainstream zu schwimmen und das Leben so zu führen, wie es Alle führen. Weil es bequem ist, nicht so viele Fragen zu stellen und sich stattdessen von einer Modeindustrie regelmäßig neu einkleiden und von der Freizeitindustrie betäuben zu lassen. Gleichzeitig sind wir heute unzufriedener mit unserer Existenz denn je. Wenn ihr also in meiner Haftzeit über meine Freiheit nachdenkt, dann denkt auch über Eure Freiheit nach und sprecht darüber mit Anderen! Und schreibt mir (auch nach der Haftzeit) über Euer Nachdenken. Ihr könnt natürlich auch gerne Eurem Bundestagsabgeordneten schreiben und ihm/ihr klar machen, dass die atomare Abschreckung ein gefährlicher Irrweg ist. Gerne könnt ihr mir Kopien Eurer Korrespondenz schicken. Letztlich aber geht es nicht nur darum, MICH zu unterstützen, sondern die Gewaltfreie Bewegung in ihren Bemühungen, den Druck aufrechtzuerhalten, den es für die Abrüstung der Atomwaffen braucht. Wenn ihr Gewaltfreie Aktionen gegen die Atomwaffen machen wollt, meldet Euch gern bei mir. Nur gemeinsam kommen wir dem Ziel näher. Nachtrag Zum Schluss wie üblich, ein Gedicht. Ich habe es 1990 in der JVA Heidenheim geschrieben, als ich wegen Mutlangen-Blockaden 9 Monate einsaß: Das Jura-Studium Stacheldraht auf Mauerkrone Freunde sitzen mahnend, hoffend Strafzweck, Sühne, Schuld Versuch und Vorbereitung Putenbrust auf Reis, Gemüse Liebe Grüße Holger Isabelle Jänicke (für Kontakt zu und Unterstützung für das Rechtshilfebüro siehe www.rechtshilfebuero.de) |
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