Diakonische Basisgemeinschaft in Hamburg |
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Ein bunter Blumenstrauß
steht auf unserem Küchentisch – vom Frühling und der Hamburger Tafel beschert. Und so bunt waren auch unsere letzten Wochen. von Uta Gerstner / Juni 2010 Der Duft von frisch gebackenem Brot zieht durchs Haus, das in der Frühe von Selhones Mama geknetet worden ist: die alte, herzkranke Frau kann endlich aufatmen, denn dank der Zusage der Härtefallkommission braucht sie nun als Roma(frau) mit ihrer Tochter keine Angst mehr vor einer Abschiebung in den Kosovo zu haben. Der Gnadenakt schenkt den beiden neue Lebensperspektive. Nun muss – gut deutsch – viel Papierkram erledigt werden, vom Konsulat bis zur Krankenkasse. Selhone organisiert alles und träumt vom einem guten Schulabschluss, den sie nun endlich machen möchte, wo ihr das Leben dazu neue Möglichkeiten eröffnet nach einer Kindheit mit Krieg, Vertreibung und Flucht. André dagegen muss noch immer auf seine Papiere warten, die ihm vom Ministerium durch seinen Anwalt schon seit letztem Sommer zugesagt wurden. Aber die zuständigen Behörden lassen sich mit der Bearbeitung Zeit, viel Zeit, zuviel Zeit. Das macht mürbe, unruhig, schlaflos. Trotzdem hat er die Führerscheinprüfung bestanden und es sich und den anderen gezeigt, dass er was kann und was tun will, wenn er es doch endlich auch dürfte. Wie lange noch lassen sie ihn warten? „Kein Mensch ist illegal“ malt er geduldig mit exakten Linien auf das blaue Transparent, der von Ilona noch fertig genäht wird, rechtzeitig zur Jubiläums-Mahnwache. Wie kleine Kunstwerke sehen die Zeitungsseiten aus, die Eleonora fast täglich mit ihrem Leuchtmarker bearbeitet, auf der Suche nach einer günstigen Wohnung. Ein aussichtsloses Bemühen, denn am Telephon kann sie sich mit ihren schlechten Deutschkenntnissen kaum verständlich machen. Wie soll sie je eine eigene Bleibe finden? Kurdische Lieder kann man an einem Maienabend hören, gesungen von Mehmet an seinem Geburtstag, den er doch gar nicht feiern wollte, so schlecht wie er sich fühlt. Aber dann hat ihn die abendliche Küchencrew überrascht: Feste wollen wir feste feiern! Und ein fröhlicher Abend wurde miteinander verbracht in „pfingstlichem“ Ein-Verständnis in kurdisch-türkisch, französisch-englisch, serbisch-romanes, ukrainisch-russisch, georgisch-deutsch. Die Feierstimmung setzte sich fort auf unserer Maikaffeetafel mit vielen FreundInnen in Haus, Terrasse und Garten. An weißen Tischdecken - fürs Mangeln, liebe Hildegard, unsern Dank an Dich! Bei Erdbeerkuchen und anderen Leckereien lauschten unsere Gäste musikalischem wie poetischem Ohrenschmaus. Die Innenminister hatten unsere Einladung leider doch nicht angenommen, sie waren am Vortrag schon wieder aus Hamburg abgereist, nachdem sie Flüchtlingsfragen wie Residenzpflicht und Abschiebungshaft ohne veröffentlichte Ergebnisse erörtert hatten. Hingegen wurden auf der kreativen Pressekonferenz „Die wahren Innenminister“ auf der Wiese vor dem Grand Elysée-Hotel, in dem die Innenminister ihre Konferenz abhielten, konkrete Wünsche an die Politik hoffnungsfroh verkündet: die Abschaffung von Abschiebungen, insbesondere von Abschiebungshaft und die Aufhebung der Residenzpflicht. Den Ausführungen der „Pressesprecherin“ und des „Innensenators Ahlhaus“ schenkte die Öffentlichkeit allerdings nur geringe Aufmerksamkeit – die meisten Zuhörer kamen aus den Reihen der Bundespolizei. Dafür folgten unserer B&R-Einladung zur Kundgebung „5 Jahre Mahnwache für ein Bleiberecht“ vor der Ausländerbehörde rund 50 Menschen, Altverbundene wie Viola Engels und Edzard Müller wie auch Neuhinzugekommene, die sich unserem Protest anschlossen. Schön war auch, dass Michael Richter mit einem Grußwort dabei war, denn sein Dokumentarfilm „Abschiebung im Morgengrauen“, der einem beim Zuschauen wirklich das Grauen lehrt, trug 2005 entscheidend zur Entstehung unserer Mahnwache bei. Es ist unser stetes Bemühen, das gesellschaftliche Randthema, wie unser Staat mit Flüchtlingen umgeht, immer wieder in die Öffentlichkeit zu bringen. Und so freute es uns sehr, dass wir Mitte Mai zur Jahresversammlung des deutschen Versöhnungsbundes eingeladen waren, um mit unseren Catholic Worker-GemeinschaftsfreundInnen aus Niederlande, Österreich und Deutschland zum Tagungsthema „Flucht und Migration“ beizutragen. Besonders für unsere vier miteingeladenen MitbewohnerInnen Selhone, André, Salome und Nikolos waren die fünf Tage auf dem Bonner Venusberg bewegend, denn sie erlebten dort viel Interesse an ihrer Person und Sympathie für ihre Situation. Dass wir mit unseren Händen etwas bewegen können, das fühlten wir auf jeden Fall am Tag der Anti-Atom-Menschenkette Ende April. Bei der 120 km langen Menschenkette zwischen den AKWs Brunsbüttel und Krümmel verantworteten wir den Abschnitt vom Hamburger Hauptbahnhof bis zum Rathaus. Welche Freude, dass sich unserem Aufruf so viele Leute anschlossen, darunter auch die MitarbeiterInnen des kirchlichen Umwelthauses. Auch die Hamburger Bischöfin Maria Jepsen stellte sich zu uns auf die Mönckebergstraße. Die Blumen in der Vase sind inzwischen verblüht, aber jetzt wächst es im Garten: Iris, Mohnblumen, Rosen, und der Sommer lässt uns weiter hoffen. |
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