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"...von der Rose gelebt"

von Ute Andresen / Dezember 1997

Der Name "Brot & Rosen" verbindet verschiedene Eindrücke, Schichten und Zeiten miteinander. In der Fortsetzung unserer kleinen Reihe zu unserem Namen beschäftigt mich heute eine kurze Erzählung aus der Zeit der Jahrhundertwende.

 

In einem Erlebnisbericht von Rainer Maria Rilke (1875- 1926) wird die Rose zu einer ungeahnten Hoffnung, einem Lebenselexier.

Jeden Tag ging Rilke durch ein bestimmtes Tor spazieren. Dort saß eine in sich verkrümmte alte Bettlerin und erbat sich ihr täglich Brot. Eines Tages gab der Dichter ihr statt des Geldstückes eine Rose. Am nächsten Tag war die Bettlerin nicht an ihrem Platz, und auch am darauffolgenden Tag traf er sie bei seinem Spaziergang nicht an.

Nach einer Woche aber saß sie wieder da. Es schien, als sitze sie aufrechter als sonst, und erwarb sich ihr Brot.

Zögernd ging Rilke auf sie zu und fragte sie, wo sie denn die ganze letzte Woche gewesen wäre und wovon sie gelebt hätte. Sie antwortete, sie habe von der Rose gelebt.

Das Nötigste ist vielleicht doch nicht immer das Notwendige. Leben ist mehr als Essen und Trinken, es umfasst den ganzen Menschen mit all seinen bzw. ihren Sinnen und Bedürfnissen. Was ist schon ein gutes Essen in schlechter Atmosphäre? Was eine gepflegte Umgebung ohne die innere Offenheit, sie wahrzunehmen?

Wie viel mehr kann sich bei einem kargen Mahl in einer zugigen Ecke ereignen, wohin man sich gerade vor dem nächsten Regenschauer geflüchtet und das letzt Brot und den letzten Käse miteinander geteilt hat, wenn allen klar wird, wie schön und kraftspendend es ist, gemeinsam auf dem Weg zu sein. Dies habe ich in meinem Urlaub auf dem Pilgerweg nach Santiago de Compostella erlebt.

Es ist nicht die Gabe an sich, die einem auf dem Weg weiterhilft, sondern es ist die Würde und die Idee des Gebens, die dahinter stehen. Nicht der Groschen, sondern die Rose lässt die alte Frau eine Woche leben. Vielleicht sind durch sie Erinnerungen und Erlebnisse aus vergessenen Tiefen aufgestiegen, die sie an glückliche Tage, Monate oder Jahre erinnert hat. Vielleicht eine Liebe, die aus einer anderen Welt herüberruft. Sehnsucht nach Geborgenheit, die sich in diesem Geschenk gesammelt hat.



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