Diakonische Basisgemeinschaft in Hamburg
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Gastfreundschaft für Flüchtlinge
Leben in Gemeinschaft
Zum ersten Mal - ein neues Leben ist möglich

von Birke Kleinwächter / März 2013

Flüchtlingen zu ihrem Recht zu verhelfen, heißt auch, sie zu Wort kommen zu lassen und ihnen zuzuhören. Aber unseren Rundbrief verfassen wir meist ohne Mitwirkung unserer MitbewohnerInnen, also der Flüchtlinge in unserem Haus. Das hat viele pragmatische und auch gute Gründe. Wenn jemand so lange bei uns lebt wie Hilal, dann ist es schön, dass auch sie Lust bekommt, sich mitzuteilen. Birke Kleinwächter hat einige Gedanken aus ihrem gemeinsamen Gespräch aufgeschrieben.

Als ich kam, hatte ich keinen Weg. Aber Brot & Rosen hat die Hand aufgemacht, und mittlerweile sehe ich wieder einen Weg. Ich war traurig, als ich kam, aber jetzt geht es mir besser.“

Hilals Zimmer ist eines der kleinsten im Haus, aber sie sagt: „Für mich ist es groß wie eine Wohnung.“ Zum ersten Mal im Leben erhielt sie ein eigenes Zimmer. Überhaupt ist vieles neu, macht sie vieles zum ersten Mal. „Wir spielen viel. Vorher hatte ich gar nicht mehr gespielt, aber seit ich bei Brot & Rosen bin, spiele ich sehr viel.

Toll war der gemeinsame Ausflug in den Cirque du Soleil Anfang Januar (auf Einladung des C.d.S.!). Das war erst mein zweiter Zirkusbesuch. Der erste war auch mit Brot & Rosen. Vorher war ich noch nie im Zirkus. Auch in Konzerten oder Theater war ich früher nicht.

Wir haben viel Besuch, das ist für mich aber immer nett. Ich glaube, allen Besuchern gefällt es bei uns, weil wir viel zusammen machen wie essen und spielen.

Ich verstehe mich mit allen im Haus gut. Natürlich hat jeder auch Probleme hier, aber wir versuchen uns zu helfen. Streit gehört dazu, Eltern und Kinder zanken ja auch, aber Gott sei Dank gibt es bisher keine großen Probleme.“

Auf die Frage, wie es ihr mit den Kindern geht, sagt sie: „Ich liebe Kinder.“ Und die Kinder lieben Hilal, wie überhaupt so ziemlich jede/r im Haus, und natürlich ihre unübertroffene Kochkunst. Nie werden wir die Pizzaberge vergessen, die sie zu backen vermag, wie jüngst bei Jonas‘ 17. Geburtstag: Für das Abendessen backte sie 15 (in Worten: fünfzehn!) Bleche Pizza, alle verschieden!

Hilal geht gerne zu einem Treffpunkt für MigrantInnen in der Nähe, dem „AKONDA“ in Barmbek. „Das ist ein schöner Treffpunkt. Ndana (die Deutschkursleiterin) und Claude (der Sozialarbeiter) helfen mir viel und beraten mich und trösten mich auch.“

Auf ihrem Weg zur rechtlichen Anerkennung muss Hilal immer wieder Rückschläge aushalten, die sie sehr traurig machen. „Da ist es gut, dass ich hier bin, alle trösten mich und machen mir Hoffnung.“ Hilal hat selber viel dazu gelernt und sich juristisches Fachwissen angeeignet, und sie gibt ihr Wissen in rechtlichen Fragen gerne weiter.

Manchmal fragen mich Leute: Was machst Du nach Brot & Rosen? Darüber denke ich noch nicht nach, so lange alles noch ungeklärt ist. Am liebsten würde ich dann eine Wohnung in Sichtweite von Brot & Rosen haben.“

Wir denken, Hilal könnte ein Sterne-Restaurant oder einen Partyservice eröffnen. Aber vielleicht würde es auch schön sein, sie könnte erst zu einer Schule gehen, um etwas noch besser zu lernen, was sie hier ebenfalls zum ersten Mal getan hat: Lesen und Schreiben. Und wir hoffen, dass Hilal die Schmerzen in Rücken und Kopf, die sie immer wieder hat, ganz verliert, wenn sie eines Tages ohne die Angst leben darf, in diesem Land nicht erwünscht zu sein.

Ich kann nur sagen: Ohne Brot & Rosen hätten wir Hilal und hätten wir viele andere tolle Menschen nicht kennen gelernt. Und das, da gibt es keine zwei Meinungen, wäre superschade!



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