Diakonische Basisgemeinschaft in Hamburg
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Leben in Gemeinschaft
Übergänge leben

Eine glückliche Mutter, wiedervereinigt mit ihren Söhnen

Abschied von Zahir und Maja (die beiden „Großen“) mit einem weinenden und einem lachenden Auge

von Birke Kleinwächter/ September 2021

Unser Sommerfest hat uns gut getan. Wir sind dankbar für alle Begegnungen an dem Tag und in 25 Jahren.

Nach dem letzten Rundbrief erhielten wir viel Post und viele Glückwunsch-Spenden. Vielen Dank auf diesem Wege! Gerne bedanken wir uns auch persönlich, vorausgesetzt wir haben die Adressen. Spenden können wir dieses Jahr besonders gut gebrauchen; denn zum ersten Mal seit Jahren haben wir wieder eine Mieterhöhung erhalten. Und wir rechnen mit weiter steigenden Nebenkosten (Strom, Wasser etc.). Und leider sehen wir einen deutlichen Rückgang bei den Gottesdienst-Kollekten.

25 Jahre Brot & Rosen bedeutet Willkommen heißen und Abschied nehmen. Die Grundidee war immer, Menschen auf Zeit ein Zuhause zu geben. Nun leben wir als Kerngemeinschaft selbst in einer persönlichen Zeit des Übergangs: Nicht nur sind unsere Eltern alt geworden oder auch leider verstorben. Auch unsere Kinder ziehen ihrer Wege und verlassen das Haus. Momentan verabschieden wir uns von zwei weiteren unserer eigenen Kinder. Joel Gerstner ist ja schon länger im Ausland, zurzeit lebt er in Israel. Sein Bruder Daniel absolviert einen Freiwilligendienst in London und Lea Kleinwächter geht ein Jahr lang in Fredericton, Kanada, zur Schule. Elias Gerstner macht ein Freiwilliges Soziales Jahr in Hamburg.

Gleichzeitig bleiben unsere „auf Zeit“ eingezogenen Mitbewohner*innen zum Teil länger hier wohnen. Einerseits begleiten wir sie weiter auf ihrem Lebensweg, da wir miterleben, dass es meist viel mehr an Unterstützung und Ermutigung braucht als nur die rechtlichen Papiere, um in Deutschland zu bleiben. Und andererseits tut es unserer Hausgemeinschaft gut, mehr Stabilität und Mitverantwortung für das Zusammenleben aus dem gesamten Haushalt zu haben.

Und doch gab es einige Veränderungen in der Hausgemeinschaft. So sind unsere langjährigen MitbewohnerInnen Maja und Zahir zu ihren Familien nach Bosnien zurückgekehrt und suchen dort jetzt Arbeit. Sie hatten eine finanzielle Rückkehrhilfe zugesagt bekommen, die ihnen den Start erleichtern soll. Im nächsten Rundbrief werden sie uns einen Einblick in ihr jetziges Leben geben. Nach gut einem halben Jahr bei uns zog Vida mit ihrer Tochter wieder zurück in ihr familiäres Netzwerk. Und zwischendurch hatten wir mal Gäste für nur ein paar Tage.

Eine Familienzusammenführung der besonderen Art erlebten wir Ende Juli. Unsere Mitbewohnerin Teshki hat insgesamt vier Kinder, inzwischen alle erwachsen. Zwei von ihnen wurden vor vier Jahren nach Bulgarien abgeschoben. Dieses Jahr gelang es endlich, die Söhne wieder nach Deutschland zu holen, eine unbeschreibliche Freude für Teshki. Der ältere der beiden hat einen besonderen Förderungsbedarf, das soll jetzt eingespurt werden. Ich war beeindruckt, wie die beiden 20 bzw. 21 Jahre jungen Männer sich sofort hilfreich im Haushalt einbrachten. Vier Jahre lang hatten sie ohne einen Tag Pause arbeiten müssen. Wie dankbar bin ich, dass unsere eigenen Kinder im Alter von 17 – 25 Jahren nicht ständig um ihr Überleben kämpfen müssen!

Die Einschränkungen durch Corona haben unsere Reisemöglichkeiten als ganze Hausgemeinschaft beschränkt. Das haben unsere Mitbewohner*innen vermisst. Wir hatten ja angefangen, mit dem ganzen Haus zu verreisen, was aber jetzt zwei Jahre lang ausfallen musste. So hoffen wir auf das nächste Jahr! Auch ich selber machte keine große Urlaubsreise. Bedauern muss man mich deshalb nicht. Denn unser Alltag hier hat erholsame Elemente: z.B. sich abends an den gedeckten Tisch setzen zu können und eine warme und leckere Mahlzeit zu erhalten, oder nette Gesellschaft am Frühstückstisch zu haben. Leben zu teilen, heißt eben auch, sich die Aufgaben zu teilen. Wir hatten in den Sommerwochen, als wir wegen verschiedener Reisen der Gemeinschaftsmitglieder personell ausgedünnt waren, hilfreiche Unterstützung durch mit dem Haus vertraute Besucher*innen, die uns in unserer Alltagsarbeit unterstützten. Das war eine große und wichtige Hilfe!

Welche Vorteile es hat, in einer großen Gemeinschaft zu leben, erfuhr ich auch an meinem Geburtstag, den ich kurzentschlossen zuhause verbrachte. Obwohl wirklich nichts geplant war, erhielten ein Besucher, der am selben Tag Geburtstag hat, und ich viele, viele Glückwünsche und zum Abendessen gab es gleich drei Kuchen. „Unser Leben sei ein Fest“, trällert es in meinem Kopf.

Langsam denken wir auch wieder an Veranstaltungen im Herbst. So beginnen die Vorbereitungen für das diesjährige „Requiem“ am Volkstrauertag in der Hamburger Hauptkirche St. Jacobi.

Und besonders schön ist für uns der zweite Teil unseres Jubiläums, der Festempfang in der Martin Luther King-Kirche in Hamburg-Steilshoop am 2. Oktober um 14 Uhr. Da wir diese Feier „nur“ mit insg. 70 Personen begehen dürfen, wollen wir ein digitales Angebot machen und „live streamen“. Nähere Informationen dazu bekommt, wer sich für die digitale Teilnahme anmeldet – am besten per Email.

Vor zwei Jahren, als wir anfingen, über unser Jubiläum nachzudenken, dachten wir es sehr groß. Corona hat diese Pläne sehr verkleinert. Aber eine Erkenntnis ist: so schlimm ist das gar nicht. Es gibt uns ja trotzdem. Und es ist weiter ein sehr gutes Leben in unserem Haus der Gastfreundschaft. Geteiltes Leid, geteilte Freud, geteiltes Essen, geteiltes Geld, geteilte Zeit – das sollten alle mal ausprobieren. Wir können es weiterempfehlen!



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