Diakonische Basisgemeinschaft in Hamburg
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Abschiedsgeschenk von Koki: die Worte heißen Brot, Rosen, Friede (von rechts nach links!)

von Dietrich Gerstner / März 2018

Das Jahr 2018 startete mit viel Bewegung in unserem Haus. Zum Glück gab es jedes Mal einen erfreulichen Grund. Und dennoch braucht es Aufmerksamkeit und Energie, all diese Veränderungen zu gestalten.

Schon Ende 2017 begleitete ich Sandra zur Zentralen Erstaufnahme in Harburg. Erfreulicherweise war das Verwaltungsgericht zu dem Schluss gekommen, dass sie bei einer Rückkehr in ihr Heimatland tatsächlich durch Blutrache gefährdet sein könnte. Darum bekommt sie vorläufigen Schutz bis zur endgültigen Entscheidung im „Hauptsacheverfahren“. Es kommt sooo selten vor, dass Menschen mit Roma-Zugehörigkeit aus Ex-Jugoslawien Schutz bekommen, so dass wir sehr froh über diese Entwicklung sind.

Das jahrelange Warten auf Perspektive hatte für Karen nach über sechs Jahren endlich ein Ende. Obwohl die Behörde ihr immer wieder Steine in den Weg legte, gelang es ihr zunächst Ende 2017 eine Arbeit in einem großen Krankenhaus zu finden und kurz danach eine schöne Wohnung zu beziehen. Ihre Hartnäckigkeit und private Kontakte hatten letztlich zu dieser großen Veränderung beigetragen. Für alle fühlt es sich noch etwas ungewohnt an, dass Karen und ihre lebhafte Tochter Alanis nicht bei uns wohnen, und auch die beiden müssen sich nach so langer Zeit in einer großen Gemeinschaft erst mal darin üben, nur zu zweit zu wohnen. Zum Glück ist die Wohnung nicht so weit weg und Alanis war in den letzten Wochen mehr im Haus zu sehen als zu der Zeit, als sie noch hier wohnte.

Nur zwei Wochen später konnten unsere syrischen Mitbewohnerinnen Koki und ihre Mutter Amal auch eine eigene Wohnung beziehen. Seit sie vor zwei Jahren nach ihrer Anerkennung als subsidiär geschützte Flüchtlinge wieder aus Berlin zu uns zurückgekommen waren, suchten sie nach einer eigenen Wohnmöglichkeit. Aber der Wohnungsmarkt in Hamburg ist hart und teuer. Koki ist zwar eifrig am Lernen und bereitet sich auf ihren eigenen Lebens- und Berufsweg in diesem Land vor, aber es dauert einfach... Umso schöner war es dann, als die Beiden, auch in diesem Fall über private Kontakte, im Februar in eine voll möblierte Wohnung im Hamburger Osten einziehen konnten. Eine alte Dame hatte hier jahrzehntelang gelebt und Amal fühlte sich im Schick der etwas ältlichen Wohnungseinrichtung sofort wohl. Was für ein Geschenk, dass es so gut zusammenpasste.

Was allerdings gar nicht passt, ist die Entscheidung einer faktisch großen Koalition, den Familiennachzug für subsidiär Geschützte weiter auszusetzen und erst im Sommer mit einer geringen Obergrenze von 1.000 Menschen zu beginnen. Dabei warten die beiden seit bald zwei Jahren darauf, den Vater von Koki und Mann von Amal nach Deutschland zu holen, der aktuell in Syrien versucht, irgendwie zu überleben. Damit wird ein Recht (auf Familie) zu einem Gnadenakt degradiert und ihnen jahrelange Rechtsunsicherheit zugemutet. Denn wer wird denn zu den auserwählten „1.000“ pro Monat gehören, wer könnte ein Härtefall sein. Was sind die wirklichen Kriterien dafür? Außerdem finde ich es schlimm, wie hier mit dem Schutzbegriff „subsidiär“ umgegangen wird. Hierbei handelt es sich keineswegs um einen „geringwertigen“ Schutz, der „eingeschränkt“ wäre. Dieser Schutz ist menschenrechtlich begründet und schützt z.B. vor (Bürger-)Krieg, Folter oder Todesstrafe in all den „Fällen“, wo diese Gefahren für Leib und Leben für „alle“ gelten und nicht, wie bei der engeren Asylanerkennung, nur der einzelnen Person. Ich ärgere mich maßlos über diese durch PolitikerInnen bewusst gestreuten und von den Medien wiederholten Lügen. Hier wurde im Rahmen politischen Geschachers ein „Bauernopfer“ gebracht, dem aber tatsächliche Menschen, die allerdings keine Wähler*innen sind, zum Opfer fallen.

Auf der sehr erfreulichen Seite können wir „verbuchen“, dass Mitte Januar Birgit Gödde bei uns eingezogen ist. Nach ihrem Besuch im Herbst waren wir alle sofort überzeugt, dass sie gut zu uns passt und freuen uns, dass sie das auch so sieht! Aktuell ist Birgit einerseits noch am Ankommen, andererseits bringt sie sich schon mit Tatkraft und Lebendigkeit ein – sei es bei der Bewältigung all der Umzüge und den folgenden Renovierungsarbeiten (ja, da ist einiges zu tun und Birgit hat auch eine sehr praktische Ader), sei es beim Begleiten von MitbewohnerInnen zur Ausländerbehörde oder bei begeisterten Tischfußballspielen. Auf Seite 3 stellt Birgit sich selbst kurz vor.

Ab Ostern werden wir dann noch für neun Monate durch Susanne M. Hilgert verstärkt, die bei uns einen Bundesfreiwilligendienst in der Flüchtlingshilfe absolvieren wird. Hoffentlich verteilt sich dann die Arbeit im Haus wieder besser auf mehr Schultern.

So gehen wir mit Zuversicht weiter in dieses Jahr und sind gespannt, wer noch bei uns mitleben wird, wer alles kommt, geht oder bleibt.



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