Diakonische Basisgemeinschaft in Hamburg
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Neues aus der Fabriciusstraße

Afrah, Dikra & Abdallah beim Abschied

Es gibt neuen Honig - hier Christiane Wiedemann (r.) mit Besucherin Rosaliene bei der Arbeit

von Dietrich Gerstner/ Juni 2025

Ein Jubiläum und eine Feier jagt die andere. Abschiede und Neubeginne stehen dicht nebeneinander. So wie eigent-lich immer bei Brot & Rosen.

Fangen wir mal auf der persönlichen Ebene an: Uta und Dietrich (ich) feierten Mitte Mai gemeinsam unseren 120. Geburtstag auf der Flussschifferkirche – eine sehr schöne Feier an einem stimmungsvollen Ort im Hamburger Hafen. Was für eine Freude, dass auch etliche ehemalige Mitbewohner*innen selbst aus den frühen Brot & Rosen-Jahren mitfeierten. Wie schön, dass aus damaligen Gästen unseres Hauses Freundschaften entstanden sind, die wie Familie in Hamburg für uns sind.

Kürzlich wurden sowohl Birke vom Hamburger Puppentheater als auch Birgit vom Kindergarten Thomaskirche jeweils stimmungsvoll verabschiedet. Mich berühren solche Übergänge, da sie etwas markieren, das tiefer geht, als nur die Beendigung eines Arbeitsverhältnisses. Die Gefühle des Abschieds waren bei Birgit sehr zu spüren, bei Birke stand von der Stimmung her der Neuanfang im Vordergrund. Auf alle Fälle ist es spannend, was diese Beendigung der Erwerbsarbeit für uns als Lebensgemeinschaft an neuen Möglichkeiten bieten wird.

Die Veränderungen in der gesamten Hausgemeinschaft setzten sich ebenfalls fort: 

Zunächst konnten zwei somalische Frauen, die uns in der kurzen Zeit seit Februar sehr ans Herz gewachsen waren, Ende Mai wieder ausziehen, da ihr nationales Asylverfahren wieder aufgenommen wird. Wir wünschen ihnen viel Glück dafür, denn die beiden sind schon so viele Jahre auf der Flucht, dass wir ihnen nichts mehr wünschen als einen sicheren Ort mit Perspektive (siehe auch den Artikel von Ifka ab Seite 1). Für einen Bruder und eine Schwester ist nach wie vor alles ungeklärt…

Und dann zogen Mitte Juni nach viereinhalb bewegten Jahren unsere Mitbewohnerin Dikra mit ihrem Sohn Abdallah in eine eigene Wohnung im schönen Stadtteil Altona. Dikra ist auf einem guten Weg als angehende Erzieherin und Abdallah hat sichtbare Entwicklungsschritte gemacht, so dass er nun hoffentlich auch ohne die ihn umhegende Großfamilie klarkommt. All die Jahre war Abdallah das einzige Kind im Haushalt, so dass ihm zuhause einerseits andere Kinder fehlten, andererseits war er der unangefochtene kleine Prinz des Erwachsenenhaushalts. Auch den beiden wünschen wir viel Glück!

Mit all den Auszügen entstand so auch Platz für Neue, so dass wir in den letzten Monaten eine Frau aus Äquatorial-Guinea und einen Mann aus Somalia aufnehmen konnten.

Aufgrund des Krieges von Israel und USA gegen den Iran wurden kurzfristig alle Flugverbindungen in den Mittleren Osten gestrichen, so dass eine weitere Mitbewohnerin, die sich für eine Rückkehr in die Heimat entschieden hatte, hier weiterhin mit wohnt. Sie ist natürlich in ständiger Sorge um ihre Familie im Iran. Es war sehr prägend in den letzten Tagen, wie aufgewühlt alle (ehemaligen) Mitbewohner*innen mit Familie im Iran waren wegen der Sicherheitslage und der insgesamt so ungewissen Zukunft. So rückt ein Krieg, der für die meisten nur in den Medien stattfindet, persönlich ganz nah.

Ein ganz anderer und trauriger Abschied war der von unserer lieben Freundin Manuela Werner. Manuela hatte seit einem sechsmonatigen Aufenthalt bei uns im Coronajahr 2020 jedes Jahr mehrere Wochen im Haus verbracht, um uns besonders in den Ferienzeiten mit einer stabilen Präsenz zu unterstützen. Zu unseren Kreuzwegen und Gedenkgottesdiensten reiste sie extra aus Berlin an. Für diesen Sommer war sie wieder mit drei Wochen eingeplant. Manuela hatte auf ihre ruhige und zugewandte Art schnell die Herzen aller Mitbewohner*innen erobert. Sie unterstützte kompetent beim Spracherwerb, machte Ausflüge mit und war auch in Berlin Gastgeberin für einzelne unserer Mitbewohner*innen. Im April verstarb sie vollkommen unerwartet. Wir vermissen sie sehr und wünschen ihrer Familie Trost und Gottes Segen.

„Sie sind ja immer noch hier“ 
Nachdem wir an Karfreitag den 25. Kreuzweg für die Rechte der Geflüchteten begangen hatten, „feierten“ wir nun zum Weltflüchtlingstag am Donnerstag, 19.6. „20 Jahre Mahnwache gegen Abschiebungen in Solidarität mit Geflüchteten“. Die Tageszeitung (taz) titelte in ihrer Nordausgabe: „Sie sind ja immer noch hier“. Der Auslöser für diese Mahnwache war der Dokumentarfilm von Michael Richter „Abschiebung im Morgengrauen“ aus dem Jahr 2005, der eindrücklich die rigide Abschiebepraxis der Hamburger Ausländerbehörde zeigte. Die damals spontan organisierte Mahnwache gibt es mittlerweile seit 20 Jahren. Jeden Donnerstag von 10 – 11 Uhr stehen wir als Zeichen des Protests gegen die immer härtere Abschiebepraxis des Hamburger Senats (alleine 2024 mussten 1.746 Menschen auf Anordnung der Hamburger Ausländerbehörde Deutschland verlassen) und in Solidarität mit Geflüchteten vor der zentralen Ausländerbehörde. Nun begingen wir mit Musik, einem Imbiss und Redebeiträgen (siehe „Wir sind Menschen“ von Chris Ablon ab Seite 1) unser Jubiläum mit der Zusage „Die Mahnwache wird es weiter geben, bis sie nicht mehr notwendig ist.“

“Geschwistertreffen“ 
Über Pfingsten verbrachten wir ein verlängertes Wochenende im „Haus am See“ in Dülmen mit unseren Catholic Worker-Geschwistern aus ganz Europa. Über 50 Personen u.a. aus Amsterdam, Calais, Brüssel, Dortmund, Gent, Liverpool, London und natürlich wir aus Hamburg nahmen daran teil. Die jüngste Teilnehmerin war gerade mal zwei Jahre alt, über 60 gab es auch eine ganze Reihe von uns. Erfreulich war, dass die Altersgruppe in ihren 30ern die größte war – es geht also munter weiter mit unserer Bewegung in Solidarität mit den Ausgegrenzten und gewaltfrei aktiv für den Frieden und Klimagerechtigkeit. Wie immer gab es eine Vielzahl an Workshops und Gesprächen (z.B. zum Zusammenleben in Gemeinschaft, Palästina, unserem Umgang mit der aktuellen deprimierenden Weltlage), fast jeden Abend ein Lagerfeuer und zum Abschluss zuerst einen bewegten Pfingstgottesdienst und dann unsere legendäre „Cabaret-Nacht“ mit Sketchen aus dem ganz normalen Wahnsinn des Catholic Worker-Alltags. Die Trophäe für den besten „Act“ 😊 ging dieses Mal an ein gemischtes Trio aus Dortmund und Liverpool. Bis zum nächsten Jahr, denn „Glowing Mary“ ist eine Wandertrophäe!

Den Abschluss eines bewegten ersten Halbjahres bildete unsere jährliche Kaffeetafel, dieses Mal am 28. Juni. Bei gemischtem Wetter begrüßten wir erheblich mehr liebe Gäste, als sich angemeldet hatten. Es gab viel Begegnung an den Tischen, Live-Musik von (Ex-)Mitbewohner*innen inklusive Tanz zum Abschluss und reichlich leckeren Kuchen. 
Nächstes Jahr werden wir dieses Haus- und Hoffest etwas größer aufziehen, da wir in 2026 unser 30-jähriges Jubiläum begehen wollen!

Aber jetzt erst mal Euch und Ihnen allen einen erholsamen Sommer – möge der Geist des Friedens zu einem Ende der vielen Kriege auf dieser Erde beitragen ■



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