Nana O. (Mitbewohner von Brot & Rosen) / März 2016

Sieh mich an als Bruder.
Aber ist das genug?
Denn selbst Brüder bekriegen sich.
Bekriegen sich aus Gier.
Und vergessen, dass Gier zu Hass führt.
Es gibt keinen Frieden in dieser Welt.
Weil wir in der Welt als Brüder leben.
Als Brüder, die besser sein wollen als der Andere.

Sieh mich an als Schwester.
Aber ist das genug?
Denn Schwestern streiten sich um Männer und um Kinder.
Ihr Leben kann manchmal echt hart sein.

Sieh mich an als Mutter.
Deine strahlende Zukunft ist in meinem Gebet.
Und deine Zukunft ist auch meine Sicherheit.
Wir leben, um uns umeinander zu kümmern.
Meine Liebe erzeugt deinen Respekt.
Und so verweilen wir in Frieden.
Lassen die Welt, unsere Seelen und unsere Gedanken ruhig und ungezwungen fließen.
Wie viele Mütter bekriegen sich mit ihren Kindern?
Nur wenige - denn die Kinder sind nicht ihre.
Eine Mutter würde für ihr Kind kämpfen und auch verlieren
- zugunsten ihres geliebten Erben.
Du bist ein Sohn, ich bin eine Mutter.
Eine wahre Liebe, die niemand bestreiten kann.
Unser Kampf ist ein Sieg für uns beide.
Der uns alle wachsen lässt - Dich und Mich.

Übersetzung Elena Klett

Nana trug dieses Gedicht als Performance bei der Eröffnung der ort_m [migration memory ]-Ausstellung eindrücklich vor.