Diakonische Basisgemeinschaft in Hamburg
Arbeit für Frieden und Gerechtigkeit
Gastfreundschaft für Flüchtlinge
Leben in Gemeinschaft
Über Gerechtigkeit und Menschen, die um Brot anstehen

Christ of the Breadlines, Fritz Eichenberg (1953)

Die Suppenküche der Catholic-Worker-Gemeinschaft in Los Angeles, USA (2005)

aus den Werken von Dorothy Day, 1972 / herausgesucht Dezember 2006

Dorothy Day war amerikanische Katholikin und Anarchistin und ist 1980 im Alter von 83 Jahren in New York gestorben. Zusammen mit Peter Maurin gründete sie 1933 den „Catholic Worker“, eine Zeitung, in der bis heute auf der Basis der katholischen Soziallehre Fragen der sozialen Gerechtigkeit und des Friedens behandelt werden. Zugleich eröffneten Dorothy Day und Peter Maurin „Häuser der Gastfreundschaft“, in denen Menschen von der Straße mitleben und Essen und Kleidung erhalten können. Zur Catholic Worker Bewegung gehören ca. 150 Lebensgemeinschaften, va. in den USA, aber auch in Europa, Australien, Neuseeland und Kanada.

Den folgenden Text hat Dorothy Day 1972 geschrieben.

 

Warum schenken wir im „Catholic Worker“ der Lage der Arbeiter, der Gewerkschaften und den Boykotts soviel Aufmerksamkeit? In diesem Monat bekam ich mehrere Briefe, ohne Zweifel von ernsthaften und frommen Leuten geschrieben, die nur für die Suppenküchen und für die unmittelbaren Bedürfnisse der Armen spenden wollten. „Bitte geben Sie dieses Geld für Brot aus“, schreiben sie, „nicht für politische Propaganda.“

Lassen Sie mich hier sagen, dass der Anblick einer Schlange von Menschen, die auf Essen warten, zerlumpt, schmutzig, offensichtlich in leeren Gebäuden schlafend, etwas ist, an das ich mich niemals gewöhnen werde. Es ist eine tiefe Wunde und ein Schmerz, dass das oft alles ist, was wir zu geben haben. Unsere Häuser können nicht mehr Männer und Frauen aufnehmen, und wir haben auch nicht die Mitarbeiter, um für sie zu sorgen. Sie sind die im Klassenkampf Verwundeten, Männer, die die Eisenbahn gebaut haben, die in Minen gearbeitet haben, auf Schiffen und in Stahlfabriken. Es sind Männer aus dem Gefängnis, aus psychiatrischen Kliniken. Und auch Frauen. Sie sind einfach die Arbeitslosen.

Wir werden nie aufhören, „Schlangen“ vor Catholic Worker Häusern zu haben. Solange wie weiterhin Menschen an die Tür kommen, solange werden wir jeden Tag das Essen zubereiten, das sie brauchen. An Thanksgiving waren es 600 in Los Angeles. Ich habe dort beim Bedienen geholfen.

Auch jetzt, während ich schreibe, kann ich die Mauer - ähnlich der Berliner Mauer - sehen, der hohe Zaun mit Stacheldraht obendrauf, der die Stadtteile von Tijuana von den saftigen Feldern Südkaliforniens trennt.

So weit das Auge reicht, sind da diese Hütten aus Kartons, Teerpappe und Teppichen, Wand an Wand, die Wand des einen ist die Wand für den nächsten, viele Hektar voller Elend. Am schrecklichsten von allem sind die Dinge, die in diesem Stacheldraht auf den hohen Zäunen hängen geblieben sind, Stücke von Kleidung, ein Ärmel eines Mantels, eine Socke, ein zerlumptes Shirt, dort hängen geblieben und abgerissen von dem zerkratzten und blutenden Körper einer verzweifelten Person, die versucht hat, über den Zaun zu kommen.

Es gibt so viele leere Gebäude, die der Kirche gehören, so viele Brüder und Schwestern, die den Armen dienen wollen; sicherlich, es sollte mehr Häuser der Gastfreundschaft geben als es gibt.

Aber ich wiederhole: Suppenküchen sind nicht genug, Unterkünfte sind nicht genug. Ich weiß, wir werden immer Menschen auf der Straße haben. Aber wir brauchen Gemeinschaften, in denen zusammen gearbeitet wird, Land für die Landlosen, richtige Farm-Kommunen, Kooperativen und Kredit-Genossenschaften. Es gibt vieles an unserer Arbeit, das wild, prophetisch und heilig ist - und das ist es, was die jungen Leute anzieht, die kommen, um uns zu helfen. Aber das Herz hungert nach dieser neuen Sozialordnung, in der Gerechtigkeit wohnt.

Dorothy Day

 

(Aus: Dorothy Day: Of Justice and Breadlines [Jan. 1972], in: Selected Writings. By Little and By Little. Edited and with an Introduction by Robert Ellsberg, Maryknoll 2005, 252f. Übersetzung ins Deutsche: Andrea Tafferner)



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