Diakonische Basisgemeinschaft in Hamburg
Arbeit für Frieden und Gerechtigkeit
Gastfreundschaft für Flüchtlinge
Leben in Gemeinschaft
Wir sind klein aber viele

von Dietrich Gerstner / Juni 2017

Wir sind klein an Zahl, aber vielfältig vernetzt. Dieses Lebensgefühl prägt uns bei Brot & Rosen aktuell: Einerseits sind wir in der Gemeinschaft wenige verantwortlich Mitlebende und fragen uns, wie wir einladend sein können, um wieder mehr zu werden in der Gemeinschaft. Gleichzeitig sind wir verbunden mit einer Vielzahl an Geschwistern und MitstreiterInnen, und freuen uns daran, wie vieles doch möglich ist.

Unter dem Motto „Bleibet hier!“ kamen an Karfreitag wieder weit über 200 Engagierte zusammen, um gemeinsam bei ziemlich kaltem Wetter den Kreuzweg zu gehen – an sieben Stationen hörten wir von der Trauer eritreischer Freunde über den Tod ihrer Familienangehörigen im Mittelmeer, über das Bündnis „Hamburg hat Platz“, das für eine zusätzliche Aufnahme von Geflüchteten aus der Perspektivlosigkeit in Griechenland ins reiche Hamburg eintritt oder einen Beitrag über die Macht der Sprache, wie sie Wahrheit verschleiert und gleichzeitig Fakten schafft.

Seit dem Frühjahr sind wir zu einigen Besuchen bei befreundeten Gemeinschaften aufgebrochen: Wie wohltuend und fruchtbar ist es für uns, mit Menschen Zeit zu verbringen, die den Alltag gemeinschaftlichen Lebens kennen. Die erste Reise führte uns für das jährliche Gemeinschaftswochenende ins kleine Dorf Wethen zum uns befreundeten „Laurentiuskonvent“. Hier leben Alleinstehende und Familien seit den 70er-Jahren in verschiedenen Wohngemeinschaften und Häusern zusammen, um einen einfachen Lebensstil und ökumenisches Miteinander einzuüben.

Über die Himmelfahrtstage kamen wir in England mit unseren christlich-anarchistischen Geschwistern aus der europäischen Catholic Worker-Bewegung zusammen: Und obwohl wir nur ca. 40 Menschen waren, kamen wir aus so unterschiedlichen Orten wie Amsterdam, Dortmund, Glasgow, Hamburg, London und Buffalo, NY zusammen. Gemeinsam ist uns die Gastfreundschaft für Obdachlose und in Not geratene Flüchtlinge sowie das politische Verständnis dieses Lebensstils. So bereiten einige Freund*innen u.a. aus den Niederlanden, USA und Deutschland eine gewaltfreie Blockade des Fliegerhorsts Büchel in der Eifel vor, um gegen die dortige Atomwaffenstationierung (ja, immer noch!) zu protestieren. Denn der Rüstungswahn unserer Regierungen und die Armut und Ausgrenzung in der Welt hängen eng zusammen.

Und dann gibt es zwei neue christlich Hausprojekte in Solidarität mit Geflüchteten, über die wir uns sehr freuen. Erst kürzlich wurde in Essen das Abuna-Frans-Haus eröffnet. Wir gratulieren den beiden Jesuiten Ludger Hillebrand und Lutz Müller zum Start ihres Hauses der Gastfreundschaft und hoffen, in Verbindung zu bleiben, nachdem Ludger einige Wochen zur Vorbereitung auf dieses Engagement bei uns verbracht hat. Viel näher, auf halber Strecke zwischen Hamburg und Lübeck, besteht seit zwei Jahren der „Hoffnungsgrund für Flüchtlinge“ in Sandesneben. Dort nimmt ein Paar mit kräftiger Unterstützung durch einen aktiven Freundeskreis mehrere Geflüchtete auf, die sich im Kirchenasyl befinden. Als wir Anfang Juni zu Besuch waren, lebten nur vier MitbewohnerInnen aus Iran und Eritrea mit, aber kurz vorher muss das Haus mit insgesamt 19 Menschen wie ein Bienenstock gewesen sein, darunter eine Familie mit neun Mitgliedern. Für solch eine große Familie hätten wir bei uns nicht ausreichend Platz gehabt und so sind wir froh, dass es dieses neue Haus der Gastfreundschaft in unserer Region gibt!

Auch in unserem Brot & Rosen-Haus gab es einiges an Bewegung: Zwei MitbewohnerInnen aus Ghana und Somalia konnten unser Haus wieder verlassen, da sie einerseits aus gesundheitlichen Gründen, andererseits als Flüchtling aus einer harten Krisenregion wieder in ein staatliches Asylverfahren zurückkehren konnten und damit von der Behörde untergebracht werden mussten. Die frei gewordenen Zimmer gaben wir umgehend zweimal an hochschwangere Frauen weiter, die für einige Wochen bei uns wohnten. Bei einer Frau war es wunderbar zu erleben, wie sich ihre anfängliche Ängstlichkeit uns gegenüber verwandelte in Erleichterung und Freundlichkeit. Als sie nach zwei Wochen weiter zog, schien sie ein bisschen traurig zu sein, unseren familiären Hauhalt wieder zu verlassen.

Insgesamt ist im Haus viel Bewegung, v.a. durch Besuche. So hatten wir alle Betten und Matratzen belegt, als Lea Kleinwächter sowie Daniel und Elias Gerstner mit VIELEN Gästen ihre Konfirmation feierten. Ein schönes Fest im Gemeindehaus und im Garten unseres Hauses. Nun erwarten wir weiteren Besuch sowohl von Familienangehörigen unserer MitbewohnerInnen als auch von einigen Leuten im Rahmen des G20-Gipfels am 7./8.7. in Hamburg. Hier scheint sich aktuell alles um dieses exklusive Treffen der 19 „größten“ Länder und der EU mitten in der Hamburger Innenstadt zu drehen. Behördlicherseits wird die Angst vor der Gewalt der DemonstrantInnen beschworen. Wir befürchten eher die Gewalt der Sicherheitskräfte (ca. 25.000 für dieses 1,5-Tage Ereignis!!!) und die absolute Einschränkung demokratischer Rechte für mehrere Tage in dieser an sich weltoffenen Stadt (vgl. die Terminhinweise).

Zu guter letzt gilt es danke zu sagen an Elena Klett! Sie wird Ende Juli nach Süddeutschland zurückkehren und dort einer Lebensspur weiter nachgehen – der Arbeit mit den „harten Jungs“, die straffällig geworden sind und sich in „Gangs“ organisiert haben. Elena bereicherte unsere Hausgemeinschaft für über ein Jahr mit ihrer Fröhlichkeit, Geselligkeit und ihrer Hilfsbereitschaft. Wöchentlich verstärkte sie unsere Mahnwache vor der Ausländerbehörde und hielt sich für viele vorgesehene und unvorhersehbare Begleitungen zu Behörden und Beratungsstellen bereit. Herzlichen Dank Dir und Gottes Segen für Deinen weiteren Weg!



Mittragen

Unsere Gastfreundschaft für obdachlose Flücht­linge wird erst mög­lich durch Spenden und ehren­amtliche Mitarbeit
weiter...

Mitfeiern

Hausgottesdienste, Offene Abende und immer wieder mal ein Fest: Herzlich will­kommen bei uns im Haus der Gast­freund­schaft
weiter...

Mitbekommen

Möchten Sie regel­mäßig von uns hören und mit­bekommen, was pas­siert? Abonnieren Sie am besten unseren kosten­losen Rundbrief
weiter...

Mitleben

Immer wieder fragen uns interessierte Menschen, ob und wann sie uns be­suchen kommen können. Wir freuen uns sehr über dieses Inter­esse.
weiter...