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Brot & Rosen - ein dreifacher Lernschritt

Stefan Staubli, ein katholischer Priester aus der Schweiz, lebte im April und Mai im Rahmen einer Sabbatzeit für vier Wochen bei Brot & Rosen mit. Wir hatten gute Tage miteinander, freuten uns an Stefans Aufgeschlossenheit und Interesse und hoffen nun auf einen weiteren Ableger der Catholic Worker-Bewegung in der Schweiz.

von Stefan Staubli / Juni 2008

Das einmonatige Mitleben im Hamburger Haus der Gastfreundschaft wurde mir zu einem dreifachen Lernschritt.

Weniger ist möglich!

Ich will nichts beschönigen. Das Weniger ist gewöhnungsbedürftig; immerhin ist der Wechsel von einer 2 ½ Zimmer Wohnung in ein Zimmer am belebten Hausflur und mit einfacher Ausstattung à la Brockenhaus nicht ohne. Nein, zu hungern braucht niemand. Die Brotkiste quillt fast täglich über. Und dass die von der Hamburger Tafel gebrachten Esswaren in der Regel nicht mehr zu verkaufen sind in den Läden, spricht nicht grundsätzlich gegen sie. Tatsächlich, weniger ist möglich und zeigt schneller als erwartet seinen Charme: Statt 3 Gang Menüs eine gesellige Küche, wo fast immer etwas „köchelt“ und jemand anzutreffen ist. Statt viel privates Glück für sich allein ein mit vielen geteiltes Badezimmer, Waschküche etc. inklusive Möglichkeit, am Glück und den Sorgen anderer hautnah teilnehmen zu können.

Weniger ist mehr!

Geiz ist in Wahrheit so wenig geil wie gelebte Solidarität. Bloß bietet diese auf Dauer mehr: Eine Gastfreundschaft, für die „kein Mensch illegal ist“ (Elie Wiesel), nimmt Teil an bewegenden und z.T. außergewöhnlichen Lebensgeschichten. So ging es während meiner kurzen Zeit bei Brot & Rosen im wahrsten Sinn des Wortes um Leben und Tod, indem wir die Geburt, aber auch den traurigen Tod eines Mitbewohners erleben mussten. Ja, ein solches Haus wird zur Herberge, wo sich täglich verschiedene Kulturen und Religionen treffen – und so manchen Touristen- oder Bildungsurlaub ersetzt! Dabei wartet die Hausgemeinschaft Brot & Rosen nicht bloß, bis es an der Haustür klopft. Sie versuchen an offenen Hausabenden oder der wöchentlichen Mahnwache vor der Ausländerbehörde weitere Türen wenigstens einen spaltbreit zu öffnen.

Weniger ist Gott!

Vielleicht bleibt die Frage für manchen bestehen, warum sich die bereits angedeuteten Lernschritte überhaupt lohnen. Im Wohnzimmer nahm ich schon bald während meines Aufenthaltes eine Inschrift wahr, welche Antwort geben will: „Vergesst nicht, Gastfreundschaft zu üben, denn auf diese Weise haben einige, ohne es zu wissen, Engel bei sich aufgenommen.“ (Brief an die Hebräer 13,2) Dazu passt die kleine Hausordnung, welche nicht mit Regeln oder Vorschriften beginnt, sondern dem Bekenntnis: „Wir sind eine christliche Lebensgemeinschaft...“ Hinter der offenen Tür und einem bewusst einfacheren Lebensstil (der es möglich macht, Menschen mit noch weniger aufzunehmen) verbirgt sich Überzeugung und christliches Zeugnis. Dieses wird nicht an die große Glocke gehängt – wobei nicht verschwiegen werden soll, dass zumindest eine kleine Glocke jeden Morgen zum Gebet in der Kellerkapelle ruft! Als einmal einem Besucher das „Haus der Gastfreundschaft“ vorgestellt werden sollte, wurde ihm nicht dies und jenes zuerst erzählt, sondern vom Evangelium und einer „Wolke von Zeugen“ wie Dorothy Day gesprochen, welche ihr Tun begleiten und inspirieren. Deshalb zum Schluss ein Wort von Dorothy Day, das mir nachgeht: „Mit den Armen zu leben, ist eine kontemplative Berufung, denn es bedeutet, ständig in der Gegenwart Jesu zu leben.“

Es bleibt mir von ganzem Herzen zu danken, Euch allen von der Hausgemeinschaft und allen MitbewohnerInnen. Ich durfte einen dreifachen Lernschritt anfanghaft mittun bei Euch – und hoffe, ihn zu Hause in der Schweiz nicht so schnell zu verlernen!

Euer Stefan



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