Diakonische Basisgemeinschaft in Hamburg
Arbeit für Frieden und Gerechtigkeit
Gastfreundschaft für Flüchtlinge
Leben in Gemeinschaft
Wallfahrt für ein menschenwürdiges Asylrecht und -verfahren

von Ursula Siegmund / Mai 2005

Im vergangenen September berichteten wir von der Franziskusgemeinschaft in Pinkafeld im österreichischen Burgenland. Vom 18. - 21. März machten sich Mitglieder dieser Gemeinschaft zusammen mit FreundInnen zu Fuß auf den Weg nach Wien, um mit der (im österreichisch-katholischen Raum bekannten) Form der religiösen Wallfahrt gegen die in Österreich Anfang März neu in Kraft getretenen verschärften Asylgesetze zu demonstrieren. Im lokalen Pfarrblatt schreiben die Geschwister der Franziskusgemeinschaft: "Mit unserer Wallfahrt baten wir Gott, den Vater aller Menschen, unsere Angst und Feindseligkeit zu Gastfreundschaft und Liebe zu wandeln. Wir wollten aber auch als Christen und Christinnen ein sichtbares Zeichen der Solidarität mit Flüchtlingen in unserem Land setzen und alle Verantwortlichen in Politik, Kirche und Gesellschaft auffordern, sich für ein faires und menschenwürdiges Asylgesetz und - verfahren einzusetzen."

Wir zitieren nun aus einem Brief, den Ursula Siegmund nach der Wallfahrt an Dietrich Gerstner geschrieben hat.

 

"Seit Januar planten wir diesen Gang, mit viel Ringen, wo denn in all den Möglichkeiten UNSERES sei, ständig zwischen allen Stühlen der Kritiker, deren Kommentare von "viel zu politisch" (für Kirche) bis "viel zu fromm" (für ein politisches Thema) reichten. Da hindurch haben wir unseren Weg gesucht bzw. sind ihn auf manchmal recht wundersame Weise geführt worden. Für mich persönlich, die ich mich mit "frommen Formen" ja nicht so leicht tu, war es eine irre Zeit des Wachsens, des Zweifels, des Vertrauens, des immer wieder neu Beginnens. Ich bin sehr glücklich über dieses Erlebnis, persönlich wie auch als "Aktion", gemeinschaftlich wie kirchlich, politisch wie spirituell - obwohl ich zwischendurch (bei der Planung) den Zusammenprall der Welten kaum noch ausgehalten habe und auch krank darüber wurde.

Ich bin froh, dass wir so ein Haufen Verrückter sind, die sich dann doch nicht so leicht beeinflussen lassen - schließlich haben wir auch im Bundesinnenministerium (BMI), statt ein von unserer Seite her nur stümperhaft mögliches "Fachgespräch in Sachen Asylrecht" zu führen, den Herren (Frau Minister war leider in Urlaub) dort zwei Stücke vorgespielt, die die Problematik vom LEBEN her und vom EVANGELIUM her aufzeigen - mindestens wurden wir angehört und - ich hoffe - auch GE-hört. Unser Segenslied zum Abschluss des Gesprächs wird jedenfalls nicht so schnell vergessen werden, denke ich.... Wichtiger als der Abschluss im BMI waren aber die vielen, vielen Gespräche in der Gruppe (immerhin sind 11 Leute die ganze Strecke und insgesamt 35 Leute mitgegangen, involviert waren außerdem zahllose HelferInnen, die uns umsorgt, bekocht, beherbert haben oder bei den Stationen zu uns kamen) und mit den Menschen am Weg. Wir hatten kleine Transparente auf den Rucksäcken (z.B. Du sollst den Fremden nicht bedrängen, 2. Mose; oder: "Ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen." Mt. 25,35) und als "Handzettel" Karten mit unserer Erklärung auf der einen Seite und Unterschriftsmöglichkeit und Adresse der Ministerin auf der anderen. Beides hat für einigen Zündstoff gesorgt, aber auch für Nachdenklichkeit, da wir bewusst nicht auf "Parolen" gesetzt haben, sondern auf die Herausforderung des Evangeliums. Die Presse. hat uns durch eine Verstrickung von dummen Zufällen fast völlig im Stich gelassen, aber die Zufälle waren so blöd, dass ich dazu neige, auch das - wie sooo vieles Andere - als "Vorsehung" zu verbuchen, als Schutz vielleicht, bei Unserem zu bleiben. D.h. über Medien haben wir wohl kaum jemanden erreicht. Aber schon was in Sachen "AusländerInnen" innerhalb der Wallfahrergruppe passiert ist, war alle Mühe wert, ganz abgesehen von den Stationen.

Für mich persönlich ist bei dem Weg noch etwas Unvorhergesehenes passiert, was mich sehr berührt: bei der Erkundungsfahrt, um alle Stationen, Rastplätze, Übernachtungen in Pfarrhöfen klarzumachen, bin ich so mit meinem eigenen Fremdsein in diesem Land und in dieser Kirche zusammengeprallt, dass es mich ordentlich geschüttelt hat und ich nicht sicher war, wie ich die ganze Veranstaltung durchhalten würde. Auf der Wallfahrt selbst gab es dann keinen Anflug davon, obwohl ich als Ausländerin einige Male scharf angegangen wurde. (...) Was das Land betrifft, so wusste ich zum Ende der Wallfahrt, dass dies hier "mein Land" ist und all die komischen, liebenswerten und schwierigen ÖsterreicherInnen "meine Landsleute" sind, nicht nach Geburt oder Recht, sondern nach den Regeln der Liebe und der Mitverantwortung. Das macht es nun nicht leichter, mit einem anderen Akzent (manchmal denke ich: einer anderen Sprache) und anderem Gehabe dauernd aufzufallen und auch manchmal hart gefordert zu sein, aber es eröffnet einen anderen Blick."



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