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"... glaubst Du eigentlich an Jesus und so?"

Lisas kleine FreundInnen - Toleranz und Dialog sind für sie kein Problem

von Lisa S. / November 2007

Jetzt sind zwei Wochen vergangen, seitdem die Uni wieder angefangen hat. Ich wälze Bücher und Kopierordner, esse in der Mensa „die Alternative“ mit leicht matschigen Nudeln und einer recht annehmbaren vegetarischen Bolognesesoße, während ich mir die neuesten Boykottflyer gegen Studiengebühren durchlese.

So schnell gewöhne ich mich wieder ans Studienleben, und es ist auch manchmal so, als wären gar keine Semesterferiengewesen, wenn da nicht eben doch etwas gewesen wäre: Sieben Wochen Praktikum bei Brot & Rosen, die am 1. September anfingen und am 19. Oktober mit einem pompösenAbschiedsfest endeten. Diese Zeit kann ich nicht vergessen.

Dabei muss ich zugeben, dass mir am Anfang, bevor ich das erste mal das Haus betrat, schon ein bisschen mulmig zumute war – „Vorstellungsgespräche“ sind eben nicht meine Stärke. Und dann war da ja noch diese Frage, die mir etwas
schwer auf dem Herzen lag, und es war Ilona, die sie als erste gestellt bekam: „Darf ich Dich mal fragen … glaubst Du eigentlich an Jesus und so?“ Ich denke, dass allein die Offenheit und Fröhlichkeit, mit der Ilona antwortete, das Entscheidende waren, wodurch mir die erste Skepsis genommen wurde. „Hier glaubt jede/r auf ihre/seine Art. Und wenn jemand kein Christ ist, dann ist er/sie das eben nicht, aber trotzdem gehen wir vielleicht mal zusammen in die Andacht hier im Haus oder in die Moschee.“ Das war eine Antwort, die etwas beschrieb, das ich in der Theorie in interkulturellen Seminaren zwar schon oft gehört, in der
Praxis so leider aber eher im Gegenteil erlebt hatte. Von Christengruppen, die mit ihrem Stand auf Musikfestivals für „die einzig wahre Religion“ warben über die Pastorin, die eine Freundin nicht am Abendmahl teilhaben ließ, da diese nicht
getauft war (vorher war noch erzählt worden, dass Jesus jeden aufnehme) bis hin zu Missionaren aus Singapur, die die buddhistischen Kinder in einem Dorf in Kambodscha „Jesus loves me, this I know, for the bible tells me so…“ singen ließen, ohne dies zu übersetzen, um dann Süßigkeiten zu verschenken: In den letzten Jahren hatte ich so viele negative Eindrücke von der christlichen, damit ja auch meiner Religion, gewonnen, dass ich mehr und mehr versuchte, sie von mir abzuspalten.

Vor der Konfirmation betete ich das „Vater unser“ in der Kirche, mit 21 rümpfte ich die Nase, sobald mir das Wort „Jesus“ irgendwo begegnete.

Ich studiere Pädagogik und möchte meinen Schwerpunkt auf Interkulturalität legen. Natürlich gehört dazu auch das Thema Religion, und wenn ich es jetzt betrachte, fällt mir auf,dass ich dazu neige, andere Weltanschauungen zu verteidigen, während ich die eigene Religion schnell verurteile.

Ich möchte hier keinen Aufsatz über eine Definition von Religion oder Christentum schreiben. Ich will aber doch über die Theorie, von der man spricht, und über die Praxis, die man leider so selten erfährt, berichten: Wir sprechen viel über religiöse Toleranz und Dialog, die so dringend nötig sind. Ich selbst wollte Toleranz und Dialog, wobei ich am wenigsten die eigene Seite tolerieren
konnte. Bei Brot & Rosen hingegen, wo Religion zwar eine große Rolle spielt, diese aber ganz anders gelebt und wertgeschätzt wird, habe ich gelernt, dass es eben doch geht: Hilfe, Gemeinsamkeit, Wertschätzung und wahres Interesse
an der/dem Anderen, ohne eine „Umbesinnung“ Derjenigen oder Desjenigen zu erwarten.

Für diese und auch für all die anderen Erfahrungen, die ich in der Zeit dieses sehr besonderen Praktikums gemacht habe, bin ich sehr dankbar.

Das „Vater unser“ kommt mir noch nicht wieder über die Lippen. Dafür habe ich aber ständig den 18-Uhr-Abendessen-Ohrwurm von Brot & Rosen, der mir auch mittags zum Bolognese-Essen in der Mensa durch den Kopf schwebt: „Thank you God for giving us food … right where we are.“Lisa verbrachte im Rahmen ihres Studiums sieben Wochen als externe Praktikantin / Freiwillige bei uns im Haus und arbeitete im Café Exil mit.



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