Diakonische Basisgemeinschaft in Hamburg
Arbeit für Frieden und Gerechtigkeit
Gastfreundschaft für Flüchtlinge
Leben in Gemeinschaft
Gemeinsam, nicht einsam

Geselligkeit in der Hausgemeinschaft

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von Birke Kleinwächter / Februar 2021

2021 ist für Brot & Rosen ein Jubiläumsjahr. 1996, also vor 25 Jahren, startete in Hamburg eine Gruppe visionärer Menschen das „Haus der Gastfreundschaft“ nach dem US-amerikanischen Vorbild der Catholic Worker Bewegung. Von dieser Gründungsgruppe leben bis heute Uta und Dietrich hier.

Seither haben über 350 Geflüchtete bei uns gelebt und viele Freiwillige und Besucher*innen. Letztere haben wir nicht ganz so systematisch erfasst wie die aus Not ins Haus Gekommenen. Für sie zahlen wir aus den Spenden Verpfle-gungsgeld und bei Bedarf Taschengeld, was wir für das Finanzamt natürlich alles schriftlich dokumentieren müssen als mildtätig anerkannter Verein.

Seit 25 Jahren existieren wir als aus Spenden (und Kollekten) finanziertes Projekt. Ich staune immer wieder darüber, dass das möglich ist!

Vieles erledigen wir jetzt routiniert, wir sind gelassener geworden im Haus. Beim Blick nach außen macht es uns allerdings nach wie vor fassungslos und wütend, wie mit Geflüchteten in unserem reichen Land umgegangen wird. Das Maß an Ablehnung und Schikanierung dürfte im 21. Jahrhundert einfach nicht mehr so hoch sein!

Dass es uns noch gibt, zeigt einerseits, dass die Situation für Geflüchtete hierzulande nicht besser geworden ist. Sprich: als „Arche“ sind wir nicht überflüssig geworden. Andererseits haben wir Wegstrecken bzw. Lebensabschnitte sehr vieler Menschen miterlebt und sind dabei Zeug*innen vieler Erfolge geworden, i.d.R der Rückkehr in einen rechtlich geregelten Status angefangen bei „Duldungen“ bis hin zur deutschen Staatsbürgerschaft.

Und natürlich haben auch wir noch nie eine Pandemie wie die aktuell herrschende erlebt. Vermutlich haben wir Deutschen im Haus noch nie etwas erlebt, das so massiv in unsere Lebensführung eingegriffen und uns unserer Gestaltungsmöglichkeiten beraubt hat.

Vor etlichen Wochen stand ich mit unserem syrischen Mitbewohner in der Küche und seufzte: Ich möchte endlich wieder eine Urlaubsreise machen! Um sogleich beschämt festzustellen, dass er seit Jahren keine Urlaubsreise mehr machen konnte. Für mich war es ein kleines Aha-Erlebnis: so fühlt sich Residenzpflicht an. Diese ist für Geflüchtete eine Normalität.

Tatsächlich hat aber auch uns die Corona-Pandemie an Weihnachten im Haus erwischt. Nach zwei superschönen Weihnachtsabenden mit der gesamten Hausgemeinschaft hatten wir am 28.12 den ersten Coronafall im Haus und waren dann – es erkrankten insgesamt acht der gut zwanzig Menschen – in Quarantäne. Das war eine komische Zeit. Bis dahin war das Leben im Haus wie vor der Pandemie gewesen, höchstens noch geselliger. Nun liefen wir Nichterkrankten mit Maske herum, aßen und kickerten nicht mehr zusammen, begegneten uns so wenig wie möglich und beäugten uns kritisch, wer welche Symptome entwickelte oder ob man bei sich selbst was spürte. Die Erkrankten blieben in ihren Zimmern und nutzten eigene Bäder. Für mich war es das erste Mal, dass die Skepsis und Angst so massiv mitlebten im Haus. Bis dahin wurden wir damit punktuell durch Besucher*innen, die ihre Masken aufbehielten, konfrontiert. Aber es entsprach nicht unserem Lebensgefühl in der Gemeinschaft. Ich bin dankbar, dass wir glimpflich und in großer Solidarität und Hilfsbereitschaft (die an Corona Erkrankten wurden von den anderen bestens versorgt!) und von Gott behütet durch diese Zeit gekommen sind. Als wir das erste Mal wieder als Gruppe zusammen am Tisch saßen, waren wir überglücklich!

Das gemeinsame Leben ist unser Modell, und wir würden es auch in dieser Zeit nicht eintauschen gegen ein vor Corona (und anderen Infektionskrankheiten) schützenderes, aber getrennteres Leben.

Unser Haus ist voll belegt. Es wird dieses Jahr Veränderungen bei verschiedenen Mitbewohner*innen geben, aufgrund von Corona bei den meisten aber viel später als geplant oder erhofft. Auch bei uns erleben wir, dass Verharren Stagnation bedeutet und träge macht. Für Menschen ohne gesicherte Existenz ist es eine sehr schwierige Zeit.

Und doch: Das Leben geht weiter, was wir schon dadurch erleben, dass wir ein Kleinkind und ein Baby im Haus haben, die von allen Mitbewohner*innen liebevoll bespaßt werden. Es erinnert mich an meine Zeit mit den eigenen kleinen Kindern; ein Kind braucht viele Erwachsene, um gut aufzuwachsen – jedenfalls schadet es nicht!

Wir sind gespannt, ob und in welcher Weise wir den Kreuzweg Anfang April veranstalten können. Auch warten wir noch ab, ob oder wie wir unser „Silber“-Jubiläum feiern wer-den.

Die Unterstützung für uns ging ungebrochen weiter – und dafür möchten wir allen danken, die uns mit Geld (einmal sogar eine anonyme Barspende im Briefkasten!), Sachspenden, Briefen und Gebeten unterstützen!



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