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Ein „typischer“ Tag
von Matt Clemens / Juni 2006 Nach fast zwei Jahren als Freiwilliger des Brethren Voluntary Service bei Brot & Rosen kann auch Matt Clemens auf eine erlebnis- und erfahrungsreiche Zeit zurückblicken. In einem philosophischen Experiment versucht Matt einen „typischen“ Tagesablauf zu vermitteln. Matts hintergründiger Humor, an dem wir viel Freude gehabt haben, schimmert in seiner Schilderung durch. Viel Spaß damit!
Ich habe in den letzten 19 Monaten bemerkt, dass ein „typischer Tag“ in der Brot & Rosen-Gemeinschaft kaum zu beschreiben ist, wahrscheinlich gibt es ihn überhaupt nicht. Es ist sehr schwierig, einen beispielhaften Tagesablauf darzustellen. Daher möchte ich eine „atypische“ Methode anwenden, um ansatzweise zu verdeutlichen, wie ein „typischer Tag“ eines Freiwilligen aussieht. Dazu wende ich eine Theorie „Modal Realism“ des Amerikanischen Philosophen David Lewis an. Diese geht davon aus, dass es verschiedene mögliche Wirklichkeiten nicht nur potentiell, sondern tatsächlich gibt. Der Wert der Theorie ist umstritten, ihr Nutzen, um den niemals gleichen Tagsablauf bei Brot & Rosen zu beschreiben, ist unbestreitbar. Ich habe innerhalb der unendlichen Anzahl möglicher Wirklichkeiten bei Brot & Rosen zehn Freiwillige ausgesucht. Ich bin einer von Ihnen, die anderen heißen zufällig auch Matt. Um sie zu unterscheiden, benenne ich die Freiwilligen Matt 1 bis Matt 10. Alle zehn Matts in allen zehn Brot & Rosen-Tagen teilen drei gleiche Ereignisse, die ich „Universale Ereignisse“ nenne: Die Morgenandacht um 9.00 bzw. 8.00 Uhr, das gemeinschaftliche Mittagessen um 12:30 Uhr und das gemeinsame Abendessen um 18.00 Uhr.
9.00 Uhr: Universales Ereignis (1) Morgenandacht im Taizé- Stil
- Matt 1 greift sich eine Schüssel Müsli und eine Banane, liest die taz, bis es Zeit wird den Mittagstisch zu decken. - Matt 2 hat den Morgenhausdienst; er beantwortet eine Reihe von Telefongesprächen und Emails an die Gemeinschaft. - Matt 3 hat den Morgenhausdienst; er wäscht das Geschirr ab und schreibt „Dankeschön-Karten“ an Leute, die kürzlich an die Gemeinschaft gespendet haben. - Matt 4 lädt Müll und Recyclinggüter auf und fährt mit einem anderen Gemeinschaftsmitglied zum örtlichen Recyclinghof. - Matt 5 tütet die neuste Ausgabe des Gemeinschaftsrundbriefes in Umschläge. - Matt 6 schreibt einen Artikel für den neusten Rundbrief, der nächste Woche erscheinen wird. - Matt 7 macht Suppe und Salat fürs gemeinschaftliche Mittagessen. - Matt 8 geht im nahe gelegenen Supermarkt einkaufen, um die Milchvorräte aufzufüllen. - Matt 9 nimmt dienstags am wöchentlichen Organisationstreffen teil. - Matt 10 arbeitet in der Donnerstagsschicht im Cafe Exil, wo er Flüchtlinge berät und begleitet.
12.30 Uhr: Universales Ereignis (2) gemeinsames Mittagessen (außer Donnertags wegen Café Exil)
- Matt1 ist dafür verantwortlich, die Gemeinschaftskinder zu beaufsichtigen, nachdem sie vom Kindergarten zurückkommen. - Matt 2 hat den Nachmittagshausdienst, arbeitet an einigen Reparaturen und saugt die Gemeinschaftsräume. - Matt 3 hat den Nachmittagshausdienst; er koordiniert die Annahme von Lebensmittelspenden der örtlichen „Tafel“ und sortiert die gespendeten Lebensmittel. - Matt 4 hilft einem anderen Gemeinschaftsmitglied bei dessen Kochdienst, indem er Kartoffeln schält. - Matt 5 fährt mit Fahrrad und Anhänger zum örtlichen Bioladen und holt die wöchentliche Ration an gekauften und gespendeten Lebensmittel ab. - Matt 6 nimmt an einem Gemeinschaftstreffen teil, bei dem eine anstehende politische Demonstration geplant wird. - Matt 7 hat Kochdienst und bereitet das Abendessen für 25 Personen vor. - Matt 8 fegt die Terrasse und stellt Stühle und Tische für ein „Gemeinschaftsevent“ auf. - Matt 9 hat den Nachmittag frei. - Matt 10 hilft einem neuen Mitbewohner aus Ghana bei dessen Einzug und gibt ihm eine „Hausführung“.
18.00 Uhr: Universales Ereignis (3) gemeinsames Abendessen
- Matt 1 wäscht das Geschirr vom Abendessen ab. - Matt 2 bereitet Tee und Kaffee für eine öffentliche Abendveranstaltung der Gemeinschaft vor. - Matt 3 ist dafür verantwortlich, sich um die Gemeinschaftskinder zu kümmern. - Matt 4 spielt ein spannendes Kartenspiel mit drei anderen MitbewohnerInnen. - Matt 5 nimmt an einem von der Gemeinschaft veranstalteten Hausgottesdienst teil. - Matt 6 schaut sich mit zwei Mitbewohnern einen Fernsehfilm an. - Matt 7 wischt den Küchenfußboden. - Zufällig machen Matt 8 bis 10 alle das gleiche: sie setzen sich gemütlich mit einen Roman zur Ruhe und machen Feierabend. |
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