Diakonische Basisgemeinschaft in Hamburg
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Ein Großteil der Brot & Rosen-Familie beim Gemeinschaftswochenende im März

Aus alt mach neu – neuer Wohnraum für Brot & Rosen

von Dietrich Gerstner/ Sommer 2019

Manchmal fühlt sich das Leben bei Brot & Rosen an wie in einem Taubenschlag, so viel Kommen und Gehen passiert innerhalb weniger Wochen. So ist es wunderbar, dass wir unsere Räumlichkeiten dank einer günstigen Fügung kürzlich erweitern konnten.

Anfang des Jahres erfuhren wir, dass direkt in der Nachbarschaft Wohnraum frei wurde. Da konnten wir nicht anders, als unser Interesse anzumelden. Und erfreulicherweise bekamen wir vom Besitzer den Zuschlag für die beiden kleinen Parterrewohnungen samt zusätzlicher Lagerflächen in Form eines lang gestreckten Schuppens und eines großen, trockenen Kellerraumes. Die beiden Wohnungen waren zwar in einem beklagenswerten Zustand, aber dank der Hilfe eines handwerklich versierten ehemaligen Mitbewohners und tatkräftiger Hilfe aktueller Hausbewohner*innen haben wir nun insgesamt Platz für über 20 Menschen in unserem Haus der Gastfreundschaft – naja, eigentlich sind es eher Häuser. Natürlich steigen dadurch auch unsere Mietausgaben, aber wir vertrauen weiterhin darauf, dass wir die notwendige Unterstützung erfahren werden. Wenn Sie sich angesprochen fühlen, uns als neue Dauerspender*in zu unterstützen oder einmalig eine Extragabe zukommen zu lassen, dann freuen wir uns darüber sehr.

Der neue Wohnraum wurde vor Ostern erstmals durch einen fünfköpfigen Familienbesuch eingeweiht. Rund um Ostern war es ein bisschen wie in einem Hotel mit mehreren „Bettenwechseln“. Besonders wunderbar war der Besuch, den unsere Freiwillige Blanche bekam: Ihre Mutter und jüngere Schwester kamen aus Frankreich angereist, wo sie vor zwei Jahren als Flüchtlinge Schutz erhalten haben. Blanche hatte allerdings vor Jahren den Kontakt zu ihrer Mutter verloren, da ihr auf der Flucht ihr Mobiltelefon mit allen Kontakten gestohlen worden war. So wusste sie überhaupt nichts von ihrem Verbleib. Wie durch ein Wunder wurde der Kontakt zwischen den beiden wieder hergestellt, als ein Gemeindemitglied von Blanche vor einigen Monaten bei einer Feier in Paris eine Frau sah, die ihn sehr an Blanche erinnerte. Als er sie ansprach, stellte sich heraus, dass sie tatsächlich die Mutter von Blanche ist. Ist das nicht ein Wunder? Das hat „der liebe Gott“ wirklich gut gefügt!!! Und jetzt wurde die Familie durch den Besuch wieder zusammen gebracht. Es ist auch für uns bewegend, an solchen Geschichten Anteil nehmen zu dürfen.

Leider erfahren wir durch unser Leben bei Brot & Rosen auch ganz andere Geschichten des Lebens in Deutschland, die uns eher verzweifeln lassen und die uns die Schamröte über die Härte unserer Behörden ins Gesicht treiben. Ein syrischer Mitbewohner, der ursprünglich vor Jahren über Bulgarien in die EU flüchtete und dort die Flüchtlingsanerkennung erhielt, kann aus guten Gründen nicht dorthin zurückkehren. Er wurde mehrfach willkürlich festgenommen und geschlagen. Und auch der Flüchtlingspass ist in Bulgarien nur ein Stück Papier, das keinen Lebensunterhalt für einen Geflüchteten eröffnet. Darum lebt D. hier in Deutschland und versucht schon lange, hier das Bleiberecht zu erhalten, um sich eine Zukunft aufzubauen. Mittlerweile arbeitet er mit einer nur befristeten Arbeitserlaubnis bei einem höherklassigen Hotel in Vollzeit. Und doch will ihm die Aus-änderbehörde nach wie vor keinen längerfristigen Aufenthalt erteilen, trotz drastischen Arbeitskräftemangels im Hotel- und Gastronomiegewerbe – er hätte ja Schutz in einem anderen EU-Land. Und, so der offenbar zynisch eingestellte Behördenmitarbeiter, es sei in Syrien doch auch immer besser, oder? D. kommt aus dem zerstörten Aleppo und seine Familie lebt im Flüchtlingslager in Jordanien... Nein, es ist nichts gut in Syrien! Und manches auch nicht in Deutschland! Aber wir unterstützen ihn weiter und hoffen, dass er über eine Petition der Hamburger Bürgerschaft endlich Recht erfährt.

Seit Ende Mai verstärkt Madrine Namuddu aus Uganda als neue Freiwillige unser „Team“. Sie kommt zu uns über die Friedensorganisation Eirene und nimmt an dem Lernprogramm weltwärts teil, das jungen Menschen aus Nord und Süd in der jeweils anderen Weltregion neue Lebenserfahrungen ermöglichen soll. Wir finden es gut, dass auch Menschen aus dem Globalen Süden die Chance bekommen, auf diesem Wege Erfahrungen im Norden zu sammeln. Madrine wird sich im nächsten Rundbrief persönlich vorstellen.

Aktuell leben damit Menschen aus Kolumbien, Honduras, Afghanistan, Irak, Syrien, Kasachstan, Kamerun, Elfenbeinküste, Ägypten, Uganda, Montenegro, Bosnien-Herzegowina und Deutschland. Das sind 13 Länder in vier Kontinenten! Wir sind christlich und muslimisch, jesidisch und auch nicht-religiös. Diese Vielfalt will gestaltet werden.

Dafür setzen wir uns auch politisch auf der Straße ein. Am 19. Mai demonstrierten wir in Hamburg gemeinsam mit Tausenden für ein „Europa für alle“ und hoffen, dass das europäische Projekt nicht durch nationalistischen Populismus weiter beschädigt wird, sondern im Gegenteil zu den Grundwerten (zurück) findet, damit unsere Zukunft nicht zerstört wird: Menschenwürde, Gerechtigkeit, Friede und Nachhaltigkeit. Und mit der selben Motivation beteiligen wir uns auch an Aktionen gegen Atomwaffen und für Flüchtlingsrechte (siehe brot-und-rosen.de/Anti-Atom-Arbeit.31.0.html und brot-und-rosen.de/Solidaritaetsarbeit-mit-Fluechtlingen.30.0.html).



Mittragen

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Hausgottesdienste, Offene Abende und immer wieder mal ein Fest: Herzlich will­kommen bei uns im Haus der Gast­freund­schaft
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Mitleben

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