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Aufspielen zum Abrüsten
von Hans-Christoph Stoodt / August 2023 Die musikalische Aktionsgruppe „Lebenslaute“ blockierte zum Jahrestag des Hiroshima-Gedenkens den NATO- und Bundeswehr-Luftwaffenstandort Nörvenich in der Eifel. Birke Kleinwächter war auch dabei. Von der diesjährigen Jahresaktion berichtet ein langjähriges Mitglied der Lebenslaute, Hans-Christoph Stoodt. Die Jahresaktion 2023 des Musiker:innen-Netzwerks Lebenslaute (www.lebenslaute.net) fand dieses Jahr vom 30.7. – 6.8. unter dem Motto „Aufspielen zum Abrüsten“ statt. Lebenslaute verknüpft das Musizieren meist klassischer Musik mit Aktionen zivilen Ungehorsams in Form von Blockaden an lebensbedrohenden Orten wie z.B. im Braunkohletagebau bei Lützerath oder vor Waffenproduzenten wie „Heckler & Koch“ oder „Rheinmetall“. In diesem Jahr blockierten knapp hundert Musizierende und Aktionsunterstützende am 4. August den morgendlichen Schichtwechsel des Luftwaffenstützpunkts Nörvenich in der Eifel, Heimatstandort des Taktischen Luftwaffengeschwa-ders 31 „Boelcke“ und – derzeit – des Taktischen Luftaffen-geschwaders 33. Ersteres ist bis heute stolz auf die Rolle, die das „Traditionsgeschwader“ der Bundeswehr in Nazi-Zeiten unter dem Namen „Kampfgeschwader Boelcke“ als Teil der „Legion Condor“ im spanischen Bürgerkrieg (1936 – 1939) gespielt hat – einschließlich der Bombardierung von Guernica. Die zweite Luftwaffeneinheit, normalerweise stationiert in Büchel (dort wird gerade ausgebaut), übt derzeit von Nörvenich Tag für Tag die Führung eines Atomkriegs im Rahmen der „Nuklearen Teilhabe“ Deutschlands unter Bruch des Atomwaffensperrvertrags: faschistische Kontinuität und kriegsverbrecherische Weltkriegsvorbereitung an einem Ort versammelt. Die Blockade begann um 5 Uhr an 11 Toren und wurde erst um 13:00 Uhr beendet. Und auch wenn nicht über die ganze Dauer der Verkehrsfluss an der Basis vollständig verhindert werden konnte, stellte die Blockade eine enorme Behinderung des Betriebs dar – so weitgehend, dass ab 11 Uhr an einem Tor polizeilich geräumt wurde. Weitere Infos zur Aktion finden sich auf der Internetseite der Lebenslaute. Am Tag darauf beteiligten wir an uns in Aachen an einem öffentlichen Gedenken für die Opfer des Atombombeneinsatzes in Hiroshima 1945 und spielten unser Konzertprogramm abends in der Citykirche St. Nikolaus. Das mediale Echo unsere Jahresaktion war sehr verhalten und blieb regional. Das hat Gründe. Kaum ein Thema ist derzeit so kontrovers und so schwierig zu kommunizieren wie es Kritik an der Militär- und Außenpolitik der Bundesregierung, der EU, der NATO ist. Und das ist nun einmal der Bereich, in den wir uns dieses Jahr bewegt haben. In unseren eigenen Reihen ist das nicht anders. Während es in den beiden vergangenen Jahren ein politisch und generationsmäßig gemischtes und spektrenübergreifendes gemeinsames Agieren bei Lebenslaute gab, waren wir diesmal eher "entmischt": Der Altersdurchschnitt war im Vergleich zu den Vorjahren viel höher mit vielen, die, wie die Lebenslaute selbst, schon in der Friedensbewegung der alten BRD aktiv waren und anderen, die eigentlich jedes Mal dabei sind. Ich riskiere den Umkehrschluss: Es waren wenige dabei, die aufgrund ihres spezifischen Interesses für das Thema Atomkrieg, Krieg, Militär an unserer Aktion teilnehmen wollten. Die Friedensbewegung ist in der Frage des Ukrainekriegs gespalten, es gibt enorme Auseinandersetzungen im gesamten linken Antikriegs- und Friedens-Spektrum. Viele haben das jetzt fast zwei Jahre lang möglicherweise schmerzhaft erlebt und hatten vielleicht keine Lust mehr auf Fortsetzung dieser Erfahrungen. Auch die Entscheidung von Lebenslaute im Januar 2023, sich nicht, wie es auch vorgeschlagen worden war, durch eine Blockade des „Bundesamts für Ausfuhrkontrolle“ (Bafa) in Eschborn bei Frankfurt des Themas der deutschen Rüstungsexporte – aktuell natürlich v.a. in die Ukraine - anzunehmen, sondern lieber mit der Frage der Atomwaffenstationierung zu beschäftigen, verstehe ich auf diesem Hintergrund als ein "Ausweichmanöver". Daran ist per se nichts verwerflich: wir sind da ganz einfach Teil vieler Gruppen, denen es ähnlich geht. Und weil vermutlich auch bei Lebenslaute sehr viele es vorziehen, etwa die eigene Position in der Frage des Ukrainekriegs nicht mit möglicherweise erneut spaltenden Konsequenzen zu Ende zu diskutieren, hat sich Lebenslaute für dieses Jahr auf ein Thema geeinigt, das nicht so sehr im Fokus der öffentlichen Diskussion steht – aber eben auch nicht eine solch hohe mediale Präsenz auslöst. So wie uns selber geht es auch vielen anderen. Bei aller Freude über die Kooperation mit der Dürener Friedensgruppe und dem Anti-Atomkriegsbündnis in Aachen - wir hatten auch schon Jahre, wo unsere Partner*innen vor Ort sehr viel besser und breiter verankert waren. So etwas hat Konsequenzen für die öffentliche Wahrnehmung. Und wir haben uns mitten in einem unerklärten Krieg, in dem sich Deutschland faktisch befindet, gegen das Militär gestellt. Das ist medial nicht gerade populär. Damit können wir leben. Wir haben es trotz zum Teil sehr unterschiedlicher Ansichten geschafft, in schwierigen Zeiten erneut handlungsfähig zu sein. Für alle, die an der – vom Wetter auch nicht gerade begünstigten - Aktion teilgenommen haben, überwog am Schluss das Glück und die Gewiss-heit, etwas Richtiges zur richtigen Zeit und auf die richtige Weise getan zu haben. Unter den heutigen schwierigen politischen Rahmenbedingungen ist das viel und strahlt aus. Darüber freuen wir uns und werden weitermachen! ■ |
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