Diakonische Basisgemeinschaft in Hamburg
Arbeit für Frieden und Gerechtigkeit
Gastfreundschaft für Flüchtlinge
Leben in Gemeinschaft
Grundrecht auf medizinische Versorgung?!

von Christiane Wiedemann / März 2009

Schätzungen zufolge leben unter uns in Hamburg zwischen mehreren 10tausend und hunderttausend Menschen ohne Papiere. Viele davon arbeiten seit vielen Jahren hier. Wenn sie krank sind, wird Hilfe meist durch eigene Netzwerke organisiert oder erst gesucht, wenn es gar nicht mehr anders geht.

Das Medibüro ist eine Anlaufstelle, zu der kranke Migrantinnen und Migranten ohne Krankenversicherung hinkommen können. Wir vermitteln sie zu ÄrztInnen und z.B. zu PhysiotherapeutInnen. oder Hebammen.

Einige Beispiele aus der Praxis

Die einfachste Situation ist, wenn jemand zu uns in die Sprechstunde kommt und einen Arzttermin wegen akuter Beschwerden benötigt. Zum Bespiel hat jemand Ohrenschmerzen. Allerdings ist es dann oft so, dass die Person nicht am nächsten Tag zum Arzt gehen kann, weil sie ihre Arbeit verlieren würde, wenn sie bei der Arbeit fehlt. Also heißt es oft: „Ich kann nur an dem einen Nachmittag pro Woche zum Arzt gehen.“ Auch wenn es sich, wie in diesem Fall, um akute Ohrenschmerzen handelt!

Schwieriger wird es, wenn jemand noch weitergehende Untersuchungen braucht. Der Arzt schickt solche Menschen dann zurück zum Medibüro, damit wir diese Untersuchungen und Behandlungen organisieren, z.B. Röntgen. Für teurere Behandlungen muss erst ein Kostenvoranschlag ans Medibüro geschickt werden, woraufhin überlegt wird, ob dies aus den gerade vorhandenen Spendengeldern finanzierbar ist. So vergeht immer wieder viel Zeit, und die Finanzierung durch Spenden, Eigenbeteiligung der Betroffenen und teilweise kostenloses Engagement der ÄrztInnen und TherapeuteInnen zu organisieren ist nicht einfach.

Bei chronisch-kranken Patienten werden die Grenzen der Versorgung besonders deutlich. ÄrztInnen und das Medibüro versuchen, Medikamente, die die PatientInnen kontinuierlich einnehmen müssen, aus Medikamtenspenden zu organisieren, was leider häufig nicht klappt. Wenn jemand aufgrund chronischer Krankheit nicht mehr arbeiten kann, werden schon die Fahrtkosten, um den Arzt aufzusuchen, zum Problem.

Im Notfall ins Krankenhaus zu gehen, trauen sich Menschen ohne Papier meist nicht – aus Angst vor Meldung an die Ausländerbehörde, und weil das Problem bereits beginnt, wenn in der Notaufnahme als erstes nach der Versicherungskarte gefragt wird. Dabei gibt es einen Rechtsanspruch auf Notfall- und Schmerzbehandlung. Doch gerade erst kürzlich erlebte ich wieder, wie sich in einer kirchlichen Klinik die Notfallbehandlung einer schwerkranken Patientin mit akuten Schmerzen zwei Stunden hinauszögerte, bis ein genauer Kostenträger angegeben wurde. Menschen ohne Papiere, die ohne Vermittlung des Medibüros ins Krankenhaus gehen, unterschreiben unter Schmerzen teilweise Verträge, die sie nicht lesen können und zahlen Rechnungen mit überhöhten Zinsen ab, gegen die sie rechtlich nicht vorgehen können, ohne ihre Anonymität aufzugeben.

Handelt es sich nicht um einen lebensbedrohlichen Notfall, sondern um eine notwendige, aber planbare Operation, ist es fast unmöglich, ein Krankenhaus zu finden, das sich auf eine Operation zu einem festgesetzten reduzierten Pauschalpreis einlässt. So gibt es im Moment eine Warteliste mit Frauen, die eine gynäkologische Operation benötigen, jedoch aktuell kein Krankenhaus, das sie zu finanzierbaren Bedingungen behandeln würde. Vielfach würden ÄrztInnen diese Menschen behandeln, doch mit Verweis auf die Kosten scheitert es aus betriebswirtschaftlichen Gründen.

Eine Frau, die auf diese Operation bereits am längsten wartet, ist HIV-positiv. Hier lehnte ein Krankenhaus, obwohl das Geld in bar bereitgestellt worden war, die bereits zugesagte OP nach Bekanntwerden der HIV-Infektion der Frau ab.

Grundrecht auf Gesundheit

Das Medibüro setzt sich für das Grundrecht auf Zugang zu medizinischer Versorgung für jeden Menschen unabhängig vom Aufenthaltsstatus ein.

Aktuell wäre ein wichtiger Schritt in diese Richtung ein anonymisierter Krankenschein, der einen Zugang zur allgemeinen Gesundheitsversorgung ohne die Furcht vor einer Meldung an die Ausländerbehörde ermöglichen würde.

"Medibüro"

Medizinische Vermittlungs- und Beratungsstelle für Flüchtlinge und MigrantInnen

Wir vermitteln medizinische Hilfe für Menschen ohne Aufenthalts- und Krankenversicherungsstatus. Wir sind eine nichtstaatliche, antirassistische Organisation. Unsere Vermittlung und Beratung ist kostenlos und vertraulich. Soweit möglich sind die von uns vermittelten Behandlungen ebenfalls kostenlos.

Unterstützung

Die Arbeit der Beratungsstelle kann durch Mitarbeit oder durch Spenden unterstützt werden.

Wir suchen stets Ärztinnen und Ärzte, Zahnärzte und Zahnärztinnen, HeilpraktikerInnen, KrankengymnastInnen, Hebammen, MitarbeiterInnen aus Krankenhäusern und ÜbersetzerInnen, die zu einer kostenlosen Zusammenarbeit bereit sind.

Außerdem freuen wir uns immer über MitarbeiterInnen für die Beratung und Vermittlung und für unsere politische Arbeit.

Bei Interesse setzen Sie sich bitte mit uns während unserer Sprechzeiten oder per Mail in Verbindung.

Sie finden uns:

Montag + Donnerstag: 15.00 - 18.00 Uhr
WIR Internationales Zentrum/Verikom, Hospitalstraße 109, 22767 Hamburg, Tel.: 040-238 558 322, info@medibuero-hamburg.org

Spendenkonto: Hamburger AK Asyl e.V.; Stichwort: Medizinische Flüchtlingshilfe; Postbank HH – BLZ: 200 100 20, KtNr: 621976 - 209



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